mumok formuliert Apell gegen die Demontage von Kunst und das Verdrängen von Geschichte

Anlassfall ist die geplante Zerstörung der Arbeit von Lawrence Weiner auf dem Flakturm im Esterházypark

Wien (OTS) - Mit großer Sorge verfolgen wir die Entwicklungen um die geplante Zerstörung und Demontage der Arbeit von Lawrence Weiner auf dem Flakturm im Esterházypark. Diese Arbeit ist ein herausragendes Werk konzeptueller Kunst im öffentlichen Raum und kann auch als Geschichtskritik verstanden werden, denn es wertet die kriegerische Architektur der Nationalsozialisten auch in ein Mahnmal gegen deren verbrecherisches Regime um. Das 1991 für die Wiener Festwochen geschaffene Werk zitiert einen Text aus einer älteren Arbeit und verleiht ihr – mit der deutschen Übersetzung von Ferdinand Schmatz – ortsspezifische Aktualität. "Zerschmettert in Stücke (im Frieden der Nacht) / Smashed to pieces (in the still of the night)" schreibt als eine offene poetische Form auch die zerstörerische Funktion des Krieges in das Bauwerk ein, erinnert an dessen Gräuel und appelliert zugleich an unsere Wachsamkeit gegenüber latenten und aktuellen Bedrohungsszenarien. 

Die künstlerische Qualität und damit auch die politische Dimension von Weiners Arbeit liegt in der Überantwortung der Interpretation an die Betrachter_innen. Sie setzt auf deren Mündigkeit und richtet sich damit gegen jede Form der Bevormundung und hohle Traditionen in Kunst und Gesellschaft.

Diese Arbeit zu eliminieren, bedeutet einer ohnehin lange unterdrückten Erinnerungskultur in den Rücken zu fallen und mit einem wertvollen Kunstwerk zugleich ein heutzutage mehr denn je gefordertes kritisches Bewusstsein aus der Hand zu geben, sowohl der Kunst als auch der Geschichte gegenüber.

Das verwundert auch umso mehr, als das ursprüngliche Anliegen der Wiener Kulturpolitik darin bestand, Kunst als Ausdruck einer engagierten Gesellschaftspolitik zu betrachten und zu fördern. Lawrence Weiners Arbeit durch den geplanten Umbau des Flakturms zu opfern, bedeutet auch einer Verdrängung von Geschichte und deren problematischem Erbe Vorschub zu leisten.

Wir appellieren daher an die Verantwortlichen in der Politik, alle derzeit in Erwägung gezogenen Möglichkeiten – auch die Übertragung des Werks an einen anderen geeigneten Ort – zu überprüfen und auszuschöpfen, um gegen das Verschwinden der Kunst als Verdrängen von Geschichte ein Zeichen zu setzen.  

Karola Kraus, Rainer Fuchs und das Team des mumok

Rückfragen & Kontakt:

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Katharina Murschetz
+43-1-52500-1400
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