Mehr als je zuvor braucht es ein abgesichertes Leben für alle!

Karl-Renner-Institut und SPÖ-Frauen luden gestern zum dritten Videogespräch im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Frauenleben in und nach der Krise“

Wien (OTS/SK) „Karriere mit Kind und Kegel?“ Diese Frage diskutierten gestern Daniela Gruber-Pruner, Vorsitzende des Kinderrechteausschusses des Bundesrates und Leiterin des Pädagogischen Büros der Österreichischen Kinderfreunde und Sonja Dörfler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Österreichischen Institut für Familienforschung. Das Video-Gespräch fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Frauenleben in und nach der Krise“ statt, die eine Kooperation des Karl-Renner-Instituts und der SPÖ-Frauen ist. In dieser Veranstaltungsreihe wird interdisziplinär mit WissenschafterInnen aus unterschiedlichen Bereichen und Politikerinnen über die Frage was es für Frauen im Kontext der Krise braucht diskutiert. ****

Barbara Hofmann vom Renner-Institut fasste in ihrer Eingangsmoderation die wichtigsten Fragestellungen der Diskussion zum Thema Vereinbarkeit zusammen: Unbezahlte Arbeit hat sich in den letzten Woche massiv erhöht, wer hat das Triumvirat Hausarbeit – Homeschooling – Homeoffice abgewickelt? Wie haben sich die Geschlechterrollen entwickelt und schließlich: werfen wir einen Blick nach vorne – wie kann Arbeitsteilung verändert werden?

Gruber-Pruner: Die Situation für Familien ist von Unsicherheit geprägt!

Viele Familien kämpfen sich seit Wochen durch verschiedene Phasen der Unsicherheiten und empfinden die Krise als sehr belastend. Sie müssen neben Homeoffice und Kinderbetreuung neue Situationen wie pädagogische Arbeit bewältigen (Homeschooling), haben Einkommensverluste, Existenzsorgen und veränderte Bedingungen in ihren Partnerschaften: viel Zeit, mehr Streit, auch Gewalt, beengte Wohnverhältnisse.

„Viele stellen sich Fragen wie: wie geht es überhaupt weiter? Ist das jetzt unser Alltag? Was machen wir in den Sommerferien mit der Kindern? Die Prioritätensetzung in den Krisenstäben, dass die Anliegen der Familien so spät aufgetaucht sind in der Debatte, hat die Unsicherheit der Familien verstärkt“, so Daniela Gruber-Pruner, Vorsitzende des Kinderrechteausschusses des Bundesrates und Leiterin des Pädagogischen Büros der Österreichischen Kinderfreunde.

„Eltern haben uns mitgeteilt, dass sie in der Krise zu Bittstellern geworden sind: um Fördertöpfe ansuchen, sich rechtfertigen müssen, warum sie die Kinder in Kindergärten bringen u.v.m. Oft wurde der Gesellschaft vermittelt: die sicherste, verträglichste Variante ist zu Hause mit den Kinder zu bleiben, so Gruber-Pruner weiter. PädagogInnen wiederum berichten, dass es für viele Kinder besser gewesen wäre, zumindest stundenweise Bildungseinrichtungen zu besuchen, weil sie dadurch der Dynamik zu Hause entgehen könnten und andere Bezugspersonen bis September hätten als die eigene Familie. Die Belastungen, denen Kinder in der Krise ausgesetzt sind und die Liste der Kinderrechtsverletzungen ist lange. Auch darauf wurde in den letzten Wochen fast nie hingewiesen.

Wie man die Arbeitsteilung in der Familie grundlegend verbessern könnte? Dazu braucht es laut Gruber-Pruner vor allem eins: „Den politischen Willen, etwas zu ändern und zu sagen: Es ist unser Wunsch, dass Väter mehr machen und Anreize dafür zu setzen.“

Dörfler: Wir brauchen eine neue Zeitverwendungsstudie!

„Wir wissen aus vielen Studien, dass 47% der Frauen im Moment noch mehr Zeit für Kinderbetreuung aufwenden, als vor der Krise – wesentlich mehr als Männer, von denen 29% mehr zu Hause arbeiten, allerdings von einem niedrigeren Niveau ausgehend“, so Sonja Dörfler, Wissenschaftlerin am Österreichischen Institut für Familienforschung. Frauen sind zudem häufiger von reduzierter Arbeitszeit betroffen, was wiederum den Anteil der unbezahlten Arbeit zu Hause erhöht. Das betrifft auch Männer, die reduzieren mussten, vielen davon lernen das Feld der Kinderbetreuung erstmals kennen. Das wiederum wird das Verständnis für die Frauen und Mehrbelastung heben. Detaillierte Zeitbudgeterhebungen gibt es zur aktuellen Situation keine. Die letzte Studie dazu stammt aus dem Jahr 2008, und diese besagt, dass Mütter mit 26 Stunden die doppelte unbezahlte Wochenarbeitszeit für Kinder unter drei Jahren aufwenden wie Väter. Nach der Geburt eines Kindes erhöht sich die Arbeitszeit der Väter, während die der Mütter zurückgeht. Aber: das Ausmaß der unbezahlten Arbeit ist bei Männern im Vergleich zu Anfang der 90er Jahre gestiegen, dennoch gibt es eine immer noch zu große Schere zu den Frauen.

„Ein wichtiger Weichensteller, um in der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung langfristig Veränderungen zu erwirken, ist die Väterkarenz“, so Dörfler, die viele Studien zur Vereinbarkeit veröffentlicht hat. 90% der Väter gehen in Schweden in längerfristige Karenz, bei uns sind es vergleichbar 19%.

„Eben diese Väterkarenz ist ein sinnvoller Ansatz zur Aufteilung der Arbeit und Teil eines Bündels an Maßnahmen“, so Dörfler weiter. „Dazu gehören verhaltensökonomische Ansätze wie Informationen zum Pensionskonto, aliquotierte, nicht übertragbare Elternteilzeit, Ausbau von qualitätsvoller, kostengünstiger Kinderbetreuung, und ein gut durchdachtes, neues Arbeitszeitmodell. All das trägt dazu bei, soziale Normen und das Bewusstsein der Bevölkerung zu ändern“, so Dörfler zusammenfassend.

Ein Video der Veranstaltung finden Sie hier:
https://www.youtube.com/watch?v=AI5QQBq1z_M (Schluss) up/mp

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