Leopold Museum: Würdigung des österreichischen Expressionisten Oskar Kokoschka

Oskar Kokoschka. Expressionist, Migrant, Europäer — 270 Werke des „Oberwildlings“ in umfassendster Schau seit 30 Jahren

Der Weg des Expressionisten wird in dieser Ausstellung von Kuratorin Heike Eipeldauer kongenial dargestellt. Von den frühen expressionistischen Äußerungen des Künstlers um 1908/09 über die fantastischen psychologisierenden Porträts des „Seelenaufschlitzers“ (Albert Ehrenstein), führt der Weg bis zu den allegorischen und mythologischen Szenen seines Spätwerks. Der künstlerische Weg Kokoschkas trifft dabei stets auf heftige (kultur-)politische Reibungsflächen, was sich in den, meist
negativen, Rezensionen seiner frühen Ausstellungen und Theaterstücke und den mit diesen verbundenen Skandalen manifestiert aber auch durch die Versuche der Vereinnahmungen seitens des Ständestaates oder des Nachkriegsösterreich augenscheinlich wird. Den unrühmlichen Höhepunkt erreichten diese Kampagnen durch die Diffamierung seitens der Nazi-Propaganda, die ihn zu einer Hauptzielscheibe ihres Feldzuges gegen die von ihnen sogenannte „Entartete Kunst“ machten und zum „Kunstfeind Nummer 1“
erklärten.

Hans-Peter Wipplinger

Das Leopold Museum besitzt dank der breit angelegten Sammlungstätigkeit des Stiftungsgründers und Sammlers Rudolf Leopold einen wertvollen Bestand an Gemälden und Arbeiten auf Papier von Oskar Kokoschka. So ist es nun möglich der kunstinteressierten Öffentlichkeit nach der Zürcher Ausstellungsstation eine adaptierte, auf Wien ausgerichtete Retrospektive mit rund 270 Exponaten – Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Lithografien und Archivalien – zu zeigen. Die Ausstellung kann durch das
Entgegenkommen zahlreicher internationaler Leihgeber, Museen wie Privatsammlungen, einen eindrücklichen Überblick über Kokoschkas Schaffen bieten.

Hans-Peter Wipplinger

Oberwildling

Ludwig Hevesi

Kokoschkas Biografie liest sich wie ein Parallellauf durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts: von seiner Sozialisierung in der k.u.k. Monarchie über die beiden Weltkriege bis hin zum Wirtschaftswunder und der sich schrittweise formierenden Europäischen Gemeinschaft. Die Ausstellung macht nachvollziehbar, wie Kokoschka als wacher Zeitgenosse, dessen unstetes Leben ihn an die verschiedensten europäischen Orte führte, Anteil nahm an den politischen Geschehnissen des 20. Jahrhunderts und
zu einem Vorkämpfer für ein friedvolles, antinationalistisches Europa wurde. Kokoschkas humanistische Haltung, die er in einer unverwechselbaren, an der Figuration festhaltenden Sprache zum Ausdruck brachte, begründet seine ungebrochene Relevanz.

Heike Eipeldauer

Wien (OTS) - Das Leopold Museum zeigt ab 6. April 2019 die Ausstellung Oskar Kokoschka. Expressionist, Migrant, Europäer. Das von den Museumsdirektoren Christoph Becker (Kunsthaus Zürich) und Hans-Peter Wipplinger (Leopold Museum) initiierte Kooperationsprojekt ermöglichte die erste umfassende Kokoschka-Retrospektive in Wien seit rund 30 Jahren. Die Ausstellung zählt zu den umfangreichsten je gezeigten posthumen Kokoschka-Präsentationen und vereint 270 Objekte, darunter rund 80 Gemälde und mehr als 80 Arbeiten auf Papier sowie zahlreiche Fotografien, Autografen, Publikationen, Dokumente, Film- und Tonbeiträge sowie textile Objekte. Insgesamt 64 internationale und österreichische LeihgeberInnen – Museen, Institutionen und Privatsammlungen – aus einem Dutzend Ländern ermöglichen es, anhand der bedeutendsten Werke Kokoschkas das Schaffen des Ausnahmekünstlers in einer einzigartigen Dichte zu zeigen. Mit 14 Gemälden – aus der Sammlung und Dauerleihgaben – verfügt das Leopold Museum über den größten Museumsbestand an Kokoschka-Gemälden in Wien.

„Das Leopold Museum besitzt dank der breit angelegten Sammlungstätigkeit des Stiftungsgründers und Sammlers Rudolf Leopold einen wertvollen Bestand an Gemälden und Arbeiten auf Papier von Oskar Kokoschka. So ist es nun möglich der kunstinteressierten Öffentlichkeit nach der Zürcher Ausstellungsstation eine adaptierte, auf Wien ausgerichtete Retrospektive mit rund 270 Exponaten – Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Lithografien und Archivalien – zu zeigen. Die Ausstellung kann durch das Entgegenkommen zahlreicher internationaler Leihgeber, Museen wie Privatsammlungen, einen eindrücklichen Überblick über Kokoschkas Schaffen bieten.“

Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum

Die Kokoschka-Retrospektive im Leopold Museum ist überwiegend chronologisch konzipiert und beleuchtet die wichtigsten Themen im Œuvre des Künstlers. Im Blickpunkt stehen die zentralen Orte von Kokoschkas Schaffen: Wien, Berlin, Dresden, die Stationen seiner Reisejahre sowie Prag und die Exilstadt London und schließlich der Schweizer Ort Villeneuve am Genfersee, wo der Künstler ab 1953 die letzten drei Jahrzehnte seines Lebens verbrachte.

Kuratorin Heike Eipeldauer war es ein Anliegen, den einst als „Oberwildling“ (Ludwig Hevesi) bezeichneten Künstler in ein anderes Licht zu rücken. So entschieden Kokoschka das Ausgleichsstreben der Wiener Secessionisten ad acta legte und dem expressionistischen Ausdruck den Vorzug gab, so vehement verteidigte er bis zuletzt sein Festhalten an der figurativen Malerei.

„Kokoschkas Biografie liest sich wie ein Parallellauf durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts: von seiner Sozialisierung in der k.u.k. Monarchie über die beiden Weltkriege bis hin zum Wirtschaftswunder und der sich schrittweise formierenden Europäischen Gemeinschaft. Die Ausstellung macht nachvollziehbar, wie Kokoschka als wacher Zeitgenosse, dessen unstetes Leben ihn an die verschiedensten europäischen Orte führte, Anteil nahm an den politischen Geschehnissen des 20. Jahrhunderts und zu einem Vorkämpfer für ein friedvolles, antinationalistisches Europa wurde. Kokoschkas humanistische Haltung, die er in einer unverwechselbaren, an der Figuration festhaltenden Sprache zum Ausdruck brachte, begründet seine ungebrochene Relevanz.“

Heike Eipeldauer, Kuratorin der Ausstellung

Oskar Kokoschkas Verhältnis zu seiner einstigen Heimat blieb stets ambivalent. Die Ausstellung legt einen Schwerpunkt auf das zeitpolitisch motivierte Schaffen des Antifaschistischen und Pazifisten Kokoschka und analysiert den Künstler anhand zahlreicher Dokumente als durchaus ambivalenten „Homo politicus“.

„Der Weg des Expressionisten wird in dieser Ausstellung von Kuratorin Heike Eipeldauer kongenial dargestellt. Von den frühen expressionistischen Äußerungen des Künstlers um 1908/09 über die fantastischen psychologisierenden Porträts des „Seelenaufschlitzers“ (Albert Ehrenstein), führt der Weg bis zu den allegorischen und mythologischen Szenen seines Spätwerks. Der künstlerische Weg Kokoschkas trifft dabei stets auf heftige (kultur-)politische Reibungsflächen, was sich in den, meist negativen, Rezensionen seiner frühen Ausstellungen und Theaterstücke und den mit diesen verbundenen Skandalen manifestiert aber auch durch die Versuche der Vereinnahmungen seitens des Ständestaates oder des Nachkriegsösterreich augenscheinlich wird. Den unrühmlichen Höhepunkt erreichten diese Kampagnen durch die Diffamierung seitens der Nazi-Propaganda, die ihn zu einer Hauptzielscheibe ihres Feldzuges gegen die von ihnen sogenannte „Entartete Kunst“ machten und zum „Kunstfeind Nummer 1“ erklärten."

Hans-Peter Wipplinger

Hunderte von Kokoschkas Werken wurden aus Museen entfernt oder in Privatsammlungen beschlagnahmt. Im letzten Teil der Schau steht die Nachkriegszeit im Mittelpunkt, die Annäherung an Österreich, die schließlich zur Wiederverleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft im Jahr 1974 auf Initiative von Bundeskanzler Bruno Kreisky führte. Der dreifache documenta-Teilnehmer setzte sich auch nach 1945 unerschrocken für die Anerkennung der figurativen Malerei ein – die für ihn untrennbar mit einem humanistisch-antiken Menschenbild verbunden war – und wurde so zum Vorbild für nachfolgende Künstlergenerationen. Die Beschäftigung mit Theater, Oper, Antike und Mythologie, sein durch Humanismus und dem Bekenntnis zu Europa durchdrungenes Wirken bestimmten die Jahre im schweizerischen Vevey am Genfersee, wo Kokoschka seit 1953 lebte. Im Alter von 93 Jahren verließ Kokoschka 1980 in Montreux die Weltbühne und hinterließ einen essentiellen und universellen Beitrag zur Weltkunst des 20. Jahrhunderts.

Preview und feierliche Eröffnung

Bereits im Rahmen der Preview des Circle of Patrons des Leopold Museum am Donnerstag, dem 4. April sahen die Kokoschka-Ausstellung u.a. Leopold Museum-Vorstandsvorsitzender Josef Ostermayer, Agnes Husslein (Vorstand Leopold Museum), Post-Generaldirektor Georg Pölzl (Head des CoP), Gabriele Langer (Kaufmännische Direktorin des Leopold Museum), Maria Kokoschka, die SammlerInnen, Philipp Otto Breicha, Richard Grubman, Waltraud Leopold, Klaus Ortner und Friederike Ortner, Ernst Ploil und Peter Zimpel, die KünstlerInnen Martha Jungwirth, Constantin Luser, Hubert Scheibl, Walter Vopava und Kathrin Vopava, die Galeristen Julius Hummel, Eberhard Kohlbacher und Alois Wienerroither. Begeisterte Gäste der Preview waren ebenso Doris und Manfred Bene, Michael Brauneis, Patricia Dicker, Barbara Grötschnig (Wiener Städtische Versicherung), RA Andreas Nödl, Ursula Rohringer (Dorotheum), Erich Spitzbart, u.a.

Museumsdirektor Hans-Peter Wipplinger und Kuratorin Heike Eipeldauer führten anlässlich der Ausstellungseröffnung am Freitag, dem 5. April in die Kokoschka-Retrospektive ein, die Eröffnungsrede hielt Wolfgang Sobotka, der Präsident des österreichischen Nationalrates. Zur Eröffnung kamen die polnische Botschafterin Jolanta Róża Kozłowska, die griechische Diplomatin Catherine Koika, der türkische Botschafter Rauf Engin Soysal, Elisabeth Leopold, Kunsthaus Zürich-Direktor Christoph Becker und Cathérine Hug, Kuratorin des Zürcher Museums. Weiters mit dabei. Thomas Bene, Katalogautorin Regine Bonnefoit, Verleger Christian Brandstätter, Werber Mariusz Jan Demner, Kuratorin Elisabeth Dutz (Albertina), Katalogautorin Katharina Erling, Wolfgang Georg Fischer, Walter Feilchenfeldt (Vorstand Oskar Kokoschka Stiftung), Elisabeth Frottier (Universität für Angewandte Kunst), Dorothee Golz (Künstlerin), Brigitte Huber-Mader, Werner Hanak-Lettner (Chefkurator, Jüdiches Museum Wien), Klimt Nachfahre Gustav Huber und Christa Huber, Martha Jungwirth (Künstlerin), Luisa Kasalicky (Künstlerin, Aglaja Kempf (Fondation Oskar Kokoschka), Herwig Kempinger (Secession), Josef Kirchberger (Art for Art), Eva-Maria Kokoschka, Marianne Kirstein-Jacobs, Christoph la Garde (GF im Kinsky), Hubert Lendl (Galerie Welz), Christoph Ladstätter (Kaufm. Direktor Volksoper), Sammlerin Waltraud Leopold, Michael Mandlik (ARD), Elisabeth und Robert Menasse, Ines Mitterer (ORF), Therese Muxeneder (Schönberg Center), Viola und Otto Pächt, Maria Rauch-Kallat, Bernadette Reinhold (Oskar Kokoschka Zentrum), Gerhard Rühm (Künstler), die GaleristInnen Christa Armann und Richard Ruberl, Veronika Rudorfer (Kunstforum Wien), Markus Schinwald (Künstler), Hemma Schmutz (Direktorin LENTOS Kunstmuseum Linz), Helmut Swoboda (Künstler), Sofie Thorsen (Künstlerin), Patrick Werkner (Katalogautor), Kathrin Zechner (ORF), Stefan Zeisler (KHM), u.v.m.

Zur Ausstellung ist ein umfassender Katalog erschienen:

Oskar Kokoschka. Expressionist, Migrant, Europäer,

herausgegeben von der Zürcher Kunstgesellschaft/Kunsthaus Zürich und der Leopold Museum-Privatstiftung mit Beiträgen von Régine Bonnefoit, Iris Bruderer-Oswald, Martina Ciardelli, Birgit Dalbajewa, Heike Eipeldauer, Katharina Erling, Cathérine Hug, Aglaja Kempf, Alexandra Matzner, Raimund Meyer, Bernadette Reinhold, Heinz Spielmann und Patrick Werkner sowie einleitenden Worten von Christoph Becker und Hans-Peter Wipplinger, inklusive einer Biografie des Künstlers 320 Seiten, rund 500 Abbildungen

Link zu ausführlichem Pressematerial:

https://www.ots.at/redirect/Leopoldmuseum

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Rückfragen & Kontakt:

Leopold Museum-Privatstiftung
Mag. Klaus Pokorny und Veronika Werkner, BA
Presse/Public Relations
0043 1 525 70 - 1507 bzw. 1541
presse@leopoldmuseum.org
www.leopoldmuseum.org



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