Leitartikel „Der Schwindel vom armen „kleinen Mann““ vom 26.9.2019 von Gabriele Starck

Innsbruck (OTS) - Das Argument, warum die Politik beim Klimaschutz nicht energisch durchzugreifen gedenkt, ist scheinheilig. Denn vorgeschoben wird einmal mehr der „kleine Mann“, der darunter zu leiden hätte. Das ist aber nicht so.

Von Gabriele Starck
Das Klimathema nervt. Aber nicht wegen ständig warnender Wissenschafter oder gar Greta Thunberg – sie sind nur die Übermittler bzw. Leidtragenden von Tatsachen. Schwer zu ertragen ist vielmehr, dass es überhaupt noch notwendig ist, dass Forscher weltweit wieder und wieder warnen und die Jungen – inzwischen ebenfalls weltweit – auf den Straßen einen wirksamen Klimaschutz einfordern müssen. Sie haben gar keine andere Wahl. Erstere aus Verantwortung, Letztere, weil es um ihre Zukunft geht.
Denn noch immer sind den enthusiastischen Tönen von Paris 2015 und den seither leeren Phrasen der Politik kaum Taten gefolgt. Viele kleine Initiativen gibt es sehr wohl, aber um den Karren noch aus dem Dreck zu ziehen, reichen inzwischen weder individuelle noch kommunale Anstrengungen aus. Dafür dauert die Untätigkeit schon zu lange an. Jetzt muss auf großer Bühne gehandelt werden. Doch statt zu handeln, macht die Politik den Menschen Angst. Das erinnert ein wenig ans Migrationsthema, das Rechtsaußen-Parteien für ihren Rassismus missbrauchen.
Die perfide Klima-Botschaft funktioniert ganz ähnlich. Nur dass in diesem Fall nicht „kriminelle Ausländer“ den „armen Einheimischen“ was wegnehmen, hier wollen „fanatische Umweltschützer“ das Leben des „kleinen Mannes“ erschweren. CO2-Steuer bzw. Fahrverbot werden zu Kampfbegriffen hochstilisiert und sollen den Eindruck erwecken, dass sich künftig nur noch die Reichen ein bequemes Leben leisten können und die Freiheit, zu tun, was sie wollen.
Tatsächlich aber schützt die Untätigkeit nur die ganz Großen. Noch immer werden Branchensparten europaweit subventioniert, die sich selbst schon längst nicht mehr tragen. Selbstverständlich braucht es die Arbeitsplätze, aber warum müssen es seit Jahrzehnten jene sein, die keine Zukunft haben und zusätzlich den Klimawandel befeuern – Beispiel Kohle? Warum fließen diese Milliarden nicht schon längst in einen zukunftsträchtigen Strukturwandel, mit dem sich gut Geld verdienen lässt? Geredet wird schon lange davon. Ebenso raten Ökonomen – gefühlt – schon ewig zu einer ökosozialen Steuerreform:
Arbeit steuerlich entlasten, dafür Umweltschädigendes und Kapital stärker belasten. Davon könnte der vermeintlich „kleine Mann“ sogar profitieren.
Die Zeit für Schauermärchen ist vorbei. Ist das Klimasystem erst einmal gekippt, führt kein Weg mehr zurück. Dann wird es mehr als schauri­g – für alle.

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