Leitartikel „Der ideale Beruf für Idealisten“ vom 27. April 2021 von Benedikt Mair

Innsbruck (OTS) Reklame allein reicht nicht, um junge Tiroler für ein Engagement in der Kommunalpolitik zu gewinnen. Die Bezüge, allen voran jene der Bürgermeister, gehören angehoben, soziale Absicherung gewährleistet. Auch die Bevölkerung ist gefordert.

Von Benedikt Mair
Sie tragen gern Verantwortung? Und wenn eine Entscheidung nicht passt, wem auch immer, macht es Ihnen nichts aus, zur Verantwortung gezogen zu werden, oft vor Gericht? Es bereitet Ihnen Freude, mit Summen in der Höhe von Millionen Euro zu jonglieren, für jeden Cent zu bürgen und dabei selbst nur ein maximal durchschnittliches Salär zu erhalten? Die Aussicht darauf, beschimpft, bedroht oder gar körperlich angegriffen zu werden, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, spornt Sie an? Dann sollten Sie sich um einen der 279 Bürger­meisterposten in Tirol bewerben.
Dass es in der heimischen Kommunalpolitik Nachwuchssorgen gibt, verwundert bei so einem Berufsprofil nicht. Junge sind vor allem im Amt des Rathauschefs oder der Rathauschefin Mangelware – rund drei Viertel der Posten sind mit Menschen besetzt, die älter als 50 Jahre sind. Einige wollen bei den Wahlen im Februar 2022 nicht mehr antreten. Land Tirol, Gemeindeverband und GemNova sehen deshalb Handlungsbedarf und haben die Initiative „Gemeindeschmiede“ ins Leben gerufen. Jugendliche, Männer und Frauen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren sollen für die Arbeit für die Allgemeinheit in den Dörfern und Städten begeistert werden.
Bürgermeister ist ein unattraktiver Job, welcher höchstens Idealisten ideal erscheint. Gestalten, etwas für die Allgemeinheit tun – schön und gut, aber zu diesem Preis? Dass viele Junge sich dagegen entscheiden, verwundert nicht. Wollen die Verantwortlichen, dass Tirols Gemeindeämter, hauptsächlich in den kleinen Kommunen, nicht in wenigen Jahren verwaist sind, muss mehr als nur eine Werbekampagne her. Reklame alleine reicht nicht.
Die Bezüge gehören angehoben, harmonisiert mit den Verpflichtungen, die oft jenen eines Managers in einem mittelgroße­n Unternehmen gleichen. Geld ist zwar nicht alles, kann aber immerhin ein Anreiz sein, kompetente Männer und Frauen für die Politik zu begeistern. Das sollte es der Gesellschaft wert sein. Zudem hapert es bei der sozialen Absicherung. Dass Bürgermeis­ter selbst für ihre Pensionsversicherung aufzukommen haben und das nicht die öffentliche Hand übernimmt, gehört längst überdacht.
Schließlich ist die Bevölkerung selbst gefordert. Immer wieder berichten Dorfchefs von Anfeindungen und Untergriffen – gegen sich und ihre Familien –, die in den vergangenen Jahren zugenommen haben und sie ans Aufgeben denken lassen. Ein respektvoller Umgang ist Basis für eine zukunftsfähige Politik auf Gemeindeebene.

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