Leitartikel „Am Pranger“ vom 5. Februar 2021 von Mario Zenhäusern

Innsbruck (OTS) Mit Fortdauer der Corona-Krise leidet das Image Tirols. Oft aus eigener Schuld, aber immer wieder auch zu Unrecht, wie die Debatte um die Südafrika-Mutation belegt. Statt haltloser Anschuldigungen braucht es jetzt belastbare Fakten.

Von Mario Zenhäusern
Tirol steht seit Beginn der Corona-Krise unter Dauerfeuer. Hier traten die ersten Infektionen auf, steckten sich Hunderte Ski-Touristen an, wurden Cluster mit der britischen und zuletzt auch der südafrikanischen Virus-Mutation festgestellt. An den negativen Schlagzeilen kaut nicht nur der wichtige Tourismus: Je länger die Krise dauert, desto mehr leidet das Image. Tirol wird, so empfinden es viele Menschen im Land, für alles verantwortlich gemacht, was rund um die Bekämpfung der Pandemie schiefgelaufen ist oder immer noch schiefläuft.
Dieser Reputationsverlust ist zu einem Teil hausgemacht. Tatsache ist, dass Politik und Behörden nicht immer alles richtig gemacht haben, auch wenn das manche immer noch nicht einsehen wollen. Tatsache ist auch, dass es in Tirol – wie in anderen Bundesländern auch – schwarze Schafe gibt, die Covid-19-Verordnungen ignorieren oder umgehen. Und Tatsache ist auch, dass Golf-Urlaube in Südafrika in Lockdown-Zeiten möglicherweise nicht gesetzwidrig, aber in jedem Fall ein Zeichen mangelnder Sensibilität sind und so den Ruf des Landes ramponieren.
Aber Tirol wird mitunter auch zu Unrecht an den Pranger gestellt. Mit ein Grund für die oft vorschnellen Schuldzuweisungen und Vorwürfe ist die Uneinigkeit der Wissenschaft, wie die aktuelle Debatte um das Auftreten der südafrikanischen Virus-Mutation belegt. Während die eine Seite Alarm schlägt, die Abschottung des Landes oder zumindest der betroffenen Regionen fordert und der Landesregierung Untätigkeit, ja sogar Vertuschung vorwirft, ist auf der anderen von einer rückläufigen Tendenz die Rede, die eine Quarantäne keinesfalls rechtfertige. Wer soll sich da noch auskennen?
Dieser Expertenstreit zieht sich wie ein roter Faden durch die Corona-Krise. Das Virus war einmal weniger gefährlich, dann wieder doch gefährlicher als der Influenza-Erreger, der Mund-Nasen-Schutz wirkungslos oder unbedingt notwendig, die Massentests hinausgeworfenes Geld oder sinnvolles Instrument. Diese Liste der gegensätzlichen Ansichten ließe sich lange fortsetzen. Das erschwert die Arbeit der verantwortlichen Politiker, bildet die Fachmeinung der Experten doch eine wichtige Grundlage für deren Entscheidungen.
Es ist unbestritten, dass die Situation in Tirol ernst ist. Deshalb sind jetzt erst recht belastbare Fakten gefragt. Vermutungen und haltlose Anschuldigungen verstärken nur die Verunsicherung der Menschen.

Rückfragen & Kontakt:

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com

[ad_2]

Quelle

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at

(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.