Leitartikel „Am Ende sind alle Verlierer “ vom 20. Mai 2021 von Florian Madl

Innsbruck (OTS) Die Präsidentenwahl im Österreichischen Skiverband – ein Musterbeispiel dafür, wie man es nicht macht. Designierter und scheidender Präsident, gescheiterte Kandidaten und ÖSV: Alle trifft der Imageverlust.

Von Florian Madl
Seit 31 Jahren musste sich der Österreichische Skiverband nicht mit einem Wahl-Prozedere in seinen Reihen auseinandersetzen. 31 Jahre, in denen Peter Schröcksnadel die Richtung vorgab und die anderen folgten. Die Meinungen gingen mitunter auseinander, aber zwei Faktoren hatte der Tiroler stets auf seiner Seite: den Erfolg und das steil nach oben gehende Verbandsbudget, das sich von 44 Millionen Schilling auf 60 Millionen Euro vervielfachte. Und da waren noch die WM-Vergaben – denn auch das internationale Netzwerken beherrschte man stets: Saalbach 1991, Ramsau 1999, St. Anton 2001, Schladming 2013, Seefeld 2019 und Saalbach 2025.
Doch mit einem Jahr Corona-bedingter Schonfrist rückte der Abgang Schröcksnadels näher. Und als wollte man es nicht wahrhaben, feierte der Verband lieber: bei der WM in Cortina (alpin),in Oberstdorf (nordisch), in Pokljuka (Biathlon) – genügend Edelmetall, um sich abzulenken. Bis der Tag X anstand, bis sich auf Michael Walchhofer kein Kandidat aus der Deckung wagte, um Schröcksnadel zu beerben. War der Schatten des einflussreichen Unternehmers doch zu lange? Der hätte sich schon früher einen Nachfolger heranziehen müssen, nun wird ihm das „Altbauern-Syndrom“ zum Vorwurf gemacht. Ein Protagonist nämlich, der nicht loslassen kann.
Sein designierter Nachfolger Karl Schmid­hofer agierte intransparent, der will sich erst im Rahmen der Wahlausschuss-Sitzung am Dienstag mit dem Präsidentenamt befasst haben. Unvorstellbar, dass ein Nationalrat und erfolgreicher Seilbahner Lebensentscheidungen aus der Hüfte schießt.
Nicht viel anders wirkte das Antreten seiner steirischen Landsfrau Renate Götschl, die erst vor zwei Wochen ihre Kandidatur für ein Ehrenamt bekannt gab, das neben viel Zeit ein hohes Maß an Präsenz erfordert. Bleibt Michael Walchhofer, Gegenkandidat und lange Zeit Favorit. Der Pongauer preschte intern mit Forderungen vor, anstatt sich nach einer Phase des Einarbeitens ein Bild über die Situation zu verschaffen. Das erweckte in einer ohnehin aufgeheizten Atmosphäre nicht den Eindruck, dass hier einer konsensorientiert wäre.
Selbst der ÖSV trägt schwere Schäden davon. Als Vorzeigeverband gehandelt, der nicht von öffentlichen Geldern abhängig ist und vom Einfluss dem Sportministerium nahekommt, wurde man nicht einmal basisdemokratischen Ansprüchen gerecht. Vielleicht lernen andere daraus, wie man es nicht macht. Etwa der Österreichische Fußball-Bund. Auch dort wird heuer ein Präsident gewählt.

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