„kulturMontag“ am 4. September: Filmfestspiele Venedig, Menasse-Roman über Brüssel, Künstler-Zensur in Russland

Außerdem: Investigative Dokumentation „Kunst: Das Milliarden-Dollar-Versteck“

Wien (OTS) Venedig, Brüssel, Russland und mehr im „kulturMontag“ am 4. September 2017 um 22.30 Uhr in ORF 2: Die von Martin Traxl präsentierte Sendung gibt zunächst einen Ausblick auf die derzeit laufende 74. Mostra internazionale d’arte cinematografica di Venezia, die berühmten Filmfestspiele der Lagunenstadt. Thema ist darüber hinaus auch Robert Menasses kürzlich erschienenes, politisch brisantes Buch „Die Hauptstadt“, das kritisch hinter die Kulissen der EU-Bürokratie in Brüssel blickt. Weiters befasst sich das ORF-Kulturmagazin auch mit dem Fall des unter Hausarrest gestellten regimekritischen russischen Starregisseurs und Theaterleiters Kirill Serebrennikow. Anschließend an das Magazin steht die investigative Dokumentation „Kunst: Das Milliarden-Dollar-Versteck“ (23.15 Uhr) über den Genfer Zollfreihafen als Zufluchtsort für Raubkunst und dubiose Antiquitätenhändler auf dem Programm.

Neues von der Lagune: 74. Filmfestspiele von Venedig

Das älteste Filmfestival der Welt hat am 30. August begonnen – und auch heuer wieder sorgen Hollywood und seine Stars für Glanz und Gloria. So auch im Wettbewerb, was wiederum so manche Kritiker auf den Plan ruft. Venedig sollte doch ein Ort sein, der dem europäischen Film huldigt! Und ganz im Gegensatz zu Cannes können Netflix und Co. am Lido höchst ungestört ihre Produkte zu Markte tragen. Der „kulturMontag“ ist in Venedig dabei, trifft die Stars zum Interview und erzählt von den ersten aufregenden Tagen und Filmen.
Auch zwei vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierte Spielfilme feiern – in der Sektion „Giornate degli Autori“ – ihre Weltpremiere: In Ruth Maders Science-Fiction-Drama „Life Guidance“ setzen sich Fritz Karl, Florian Teichtmeister und Katharina Lorenz gegen ein unmenschliches System zur Wehr. Und mit ihrem Drama „Looking for Oum Kulthum“ widmet sich die aus dem Iran stammende Filmemacherin und Fotokünstlerin Shirin Neshat, die zuletzt mit der Inszenierung von Verdis „Aida“ bei den Salzburger Festspielen ihr umjubeltes Operndebüt gab, der titelgebenden ägyptischen Starsängerin.
In der Sondersendung „Löwen am Lido – Preise und Stars der 74. Filmfestspiele Venedig“ bringt ORF 2 am Sonntag, dem 10. September, um 0.15 Uhr eine Bilanz des am Vorabend zu Ende gehenden Festivals. Die ORF-Filmexperten Christian Konrad und Martina Rényi stellen die Sieger sowie die interessantesten Filme vor, zeigen die spannendsten Künstlerinterviews und die glanzvollsten Momente.

Nachricht aus Brüssel: Robert Menasses neuer, lang erwarteter Roman „Die Hauptstadt“

Robert Menasses Literatur ist immer auch Ausdruck kompromissloser Zeitgenossenschaft. Das zeigt u. a. sein jüngster Roman „Die Hauptstadt“, der aufgrund seiner politischen Brisanz ohne Zweifel zu den relevantesten Büchern der vergangenen Jahre zählt. Das Werk beruht auf Menasses langjähriger, akribischer Beschäftigung mit der Idee Europa – er hat sich dafür unter anderem für längere Zeit in Brüssel niedergelassen. Es ist der erste Roman im deutschen Sprachraum, der die Stadt als administratives Zentrum der Europäischen Union zur literarischen Hauptfigur macht. Dass die Idee Europa gegenwärtig nicht nur auf dem Prüfstand, sondern auf dem Spiel steht, macht dieses Buch, in dem Politisches, Philosophisches und Kriminalistisches zu einem präzisen Zeitbefund gewoben werden, eindringlich deutlich. Auch wird unmissverständlich klar gemacht: die Feinde der EU, das sind nicht ‚die anderen‘, nicht ‚die Moslems‘ etwa. Jene, die die EU aushöhlen – sie sitzen in den eigenen Reihen. Der „kulturMontag“ hat den Autor zum Gespräch getroffen.

Bad News aus Moskau: Arretierung von Regisseur Kirill Serebrennikow – ein klarer Fall von Zensur

Seit knapp zwei Wochen steht Kirill Serebrennikow, einer der bekanntesten russischen Regisseure für zeitgenössisches Theater, wegen Betrugsvorwürfen im Zusammenhang mit Fördergeldern unter Hausarrest. Serebrennikow bestreitet alles – und ein großer Teil der russischen Kulturwelt hat sich hinter ihn gestellt: In dem Verfahren gehe es nicht um Betrug, vielmehr wolle die Staatsmacht einen der offensten, kritischsten und interessantesten Theatermacher des Landes mundtot machen, sind viele Künstler überzeugt. Es ist dies nicht das erste Mal, dass die Behörden gegen Kulturschaffende vorgehen, die die ideologische Linie der Staatsmacht infrage stellen – aber es ist der bisher wohl spektakulärste Fall. Steht Russland damit vor der Wiedereinführung der Zensur? Und: Wie frei ist die Kunst unter dem zunehmend autoritären politischen System noch?

Dokumentation „Kunst: Das Milliarden-Dollar-Versteck“ (23.15 Uhr)

Der Freihandelshafen in Genf hortet auf 120.000 Quadratmetern Waren im Wert von mehreren Milliarden Euro. Es ist ein zollfreier Bereich, in dem Weine, Diamanten und vor allem Kunstwerke abseits der Steuerbehörden zwischengelagert werden. In einer Zeit, in der das Schweizer Bankgeheimnis unter internationalem Druck steht, ist Kunst der neue Schutz der verborgenen internationalen Finanzwelt.
Im April 2016 deckten die Panama-Papers die geheimen Machenschaften der Reichsten unter den Reichen auf. Die Enthüllungen haben in zahlreichen Ländern öffentliche Debatten über Steuerschlupflöcher, Briefkastenfirmen, Steueroasen, Steuerdelikte und Steuermoral ausgelöst. Ein Skandal, in den auch das Zollfreilager in Genf verwickelt ist. Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte dort ein Gemälde des italienischen Malers Amedeo Modigliani. Ein Kunstwerk, das im zweiten Weltkrieg von den Nazis geraubt wurde und lange Zeit als verschollen galt. Der heutige Schätzwert des Gemäldes: 25 Millionen Dollar.
Auch ein Rechtstreit zwischen dem Kunsthändler Yves Bouvier und dem russischen Oligarchen Dmitri Rybolowlew wirft kein gutes Licht auf die Freihandelszone in Genf. Rybolowlew erwarb bedeutende Kunstwerke von Picasso bis da Vinci im Wert von rund zwei Milliarden Dollar. Kunst, die im Zollfreilager Genf gelagert war. Bei diesen Deals soll der Kunsthändler Bouvier eine Milliarde Dollar verdient haben. Bouvier, übrigens Hauptmieter des Genfer Freihafens, wurde wegen Betrugs und Wucher angezeigt. Er habe die Meisterwerke viel zu teuer verkauft.
Regisseur Pascal Henry ist das Unmögliche gelungen. Er hat es geschafft, innerhalb der sonst verschlossenen Lagerräume des Hafens zu drehen und einige der Geschichten aus erster Hand zu erfahren.

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