„kulturMontag“ am 3. September: Kehlmanns „Die Reise der Verlorenen“, Besuch am Lido in Venedig und „Il Tintoretto“-Porträt

Außerdem: Neue „lesArt“-Ausgabe mit Marjana Gaponenko und Wolf Wondratschek

Wien (OTS) Der „kulturMontag“ mit Clarissa Stadler am 3. September 2018 um 22.30 Uhr in ORF 2 beschäftigt sich mit Daniel Kehlmanns neuem Roman „Die Reise der Verlorenen“ über die Irrfahrt des Flüchtlingsschiffs „St. Louis“ im Jahr 1939. Und gibt es einen Besuch am Lido bei den 75. Festspielen in Venedig und ein Porträt des Leinwand-Stars der Renaissance „Il Tintoretto“, dem in Venedig zu seinem 500. Geburtstag zahlreiche Ausstellungen gewidmet sind. Außerdem begibt sich der „kulturMontag“ auf einen Lokalaugenschein nach Salzburg und berichtet über das geplante Kultur-Upgrading. Anschließend an das Kulturmagazin steht eine neue Ausgabe des Literaturformats „lesArt“ (23.25 Uhr) auf dem Programm, zu Gast bei Christian Ankowitsch: Marjana Gaponenko und Wolf Wondratschek.

Die Wiederkehr der Geschichte – Daniel Kehlmanns „Die Reise der Verlorenen“

Sie bangen und zittern und sie hoffen auf ein Leben in Sicherheit – 937 Juden an Bord der „St. Louis“, die 1939 von Hamburg aus Richtung Kuba unterwegs sind. Es ist eine wahre wie erschütternde Geschichte, die Bestsellerautor Daniel Kehlmann in seinem neuen Stück erzählt. Von Havanna aus wollen die Emigranten später weiter in die USA reisen. In Kuba angekommen wird bekannt, dass Präsident Federico Laredo Brú die Einreiseerlaubnis widerrufen hat. Offiziell hatten die Nazis die Schiffsüberfahrt gestattet, sie für Propagandazwecke als „großmütige Geste“ vermarktet. Diesen zynischen Fake hatte Propagandaminister Joseph Goebbels eingefädelt. Fünf Tage verhandelt Kapitän Gustav mit der Regierung, dann geht die „Reise der Verlorenen“ weiter nach Florida. Doch sowohl die USA als auch Kanada weigern sich, die „St. Louis“ anlegen zu lassen. Die Irrfahrt geht weiter – zurück nach Europa. Im letzten Moment und unter dem Druck der Medien erklärt sich Belgien schließlich bereit, die Flüchtlinge an Land zu lassen. Die Ankommenden werden zwischen England, Frankreich und den Niederlanden aufgeteilt. Alle 287 Passagiere, die in Großbritannien Asyl finden, überleben den Holocaust. 620 Menschen, die auf dem Kontinent bleiben, fallen mehrheitlich den Deutschen in die Hände. Für Bestsellerautor Daniel Kehlmann ist es das Stück der Stunde, gleichen doch die Bilder von damals erschreckend den Medienberichten von heute. Der „kulturMontag“ zeigt erste Probenausschnitte und hat mit dem Autor über Flüchtlingsleben, die Geschäftemacherei damit und die Rolle von Politik und Medien gesprochen.

Hollywood am Lido – Die 75. Filmfestspiele in Venedig

Auch wenn das Leben unter dem Jahr in der Serenissima heiter, aber doch eher ruhig und gelassen zugeht, scheint Ende des Sommers der Ausnahmezustand zu herrschen. Denn in der Lagunenstadt greift man derzeit zu den Sternen und landet gar am Mond. Eine wahre Starparade wird zur 75. Ausgabe der Filmfestspiele geboten. Mit Big Names wurde schon im Eröffnungsfilm aufgefahren: Oscar-Preisträger Damien Chazelle hat auch für sein neues Werk „First Man“ Ryan Gosling verpflichtet. Diesmal spielt der Kanadier Neil Armstrong, der als erster Mensch den Mond betreten hat. Venedig konnte sich als erstes wichtiges Forum für die jeweils folgende Oscar-Saison etablieren. Denn Leiter Alberto Barbera hat immer wieder ein gutes Gespür für Filme bewiesen, die danach auch international Erfolg feierten. 21 Beiträge sind im Wettbewerb zu sehen, bei dem die prominente Jury rund um die beiden Oscar-Preisträger Guillermo del Toro und Christoph Waltz am 9. September die Hauptpreise vergeben wird. So etwa legen die vierfachen Oscar-Gewinner Ethan und Joel Coen mit „The Ballad of Buster Scruggs“ einen Western mit James Franco, Liam Neeson und Tom Waits vor. Alfonso Cuaron hingegen zeigt nach seinem Oscar-Gewinner „Gravity“ das in Schwarz-Weiß-gedrehte „Roma“ über das Mexiko seiner Kindheit. Ein ganz großer Clou ist mit der Premiere von „The Other Side of the Wind“ gelungen.

Außerdem im Wettbewerb vertreten ist Sudabeh Mortezais vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanziertes Drama „Joy“, das im Rahmen der diesjährigen Internationalen Filmfestspiele von Venedig seine Weltpremiere feiert und in der Nebenkategorie Giornate degli Autori auch um eine Auszeichnung rittert. Nach dem großen internationalen Erfolg von „Macondo“ legt Regisseurin und Drehbuchautorin Sudabeh Mortezai nun ihren zweiten Spielfilm vor. In „Joy“ nähert sie sich dem aktuellen Thema Frauenhandel mit ihrer bereits aus „Macondo“ bekannten Arbeitsweise zwischen Spiel- und Dokumentarfilm und öffnet damit sensibel ein Fenster in eine fremde Welt mitten in Europa. Für die beiden Hauptdarstellerinnen Joy Alphonsus und Precious Sanusi ist es die erste Rolle in einem Kino-Spielfilm. Bereits 2012 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet, steht am Sonntag, dem 9. September, um 23.15 Uhr ein Dakapo von Ulrich Seidls Spielfilm „Paradies: Glaube“ auf dem Programm von ORF 2.

Der Zauberer von Venedig – Zum 500. Geburtstag von Tintoretto

Er ist ein gänzlich anderer „Leinwand-Star“, doch mit seinem hohen Alter wohl einer der beeindruckendsten: Jacobo Robusti, genannt „Il Tintoretto“, war besessen von der Malerei und ein cleverer Unternehmer. Ganz leicht ließ sich die damalige Konkurrenz nicht aus dem Feld schlagen und dennoch schaffte es Tintoretto, dass sein Name noch Jahrhunderte später über Venedig hinaus strahlen sollte. Sein Anspruch, Erfolg zu haben, der Beste zu sein, zeigt sich schon im Übernamen, den er sich gab: Tintoretto, der kleine Färber. Ehrgeiz, Selbstbewusstsein, Durchsetzungsvermögen und natürlich Talent besaß er dafür genug. 2018 feiert der Sohn der Serenissima seinen 500. Geburtstag und wird in Venedig nicht nur mit großen Ausstellungen in der Galleria Accademia und im Palazzo Ducale gebührend gefeiert. Auf Schritt und Tritt begegnet man dem Superstar der Renaissance auf Augenhöhe, ob in den venezianischen Kirchen San Giorgio Maggiore, San Silvestro oder im Redentore, ganz zu schweigen von San Rocco und der Scuola Grande San Rocco. Damals wie heute verstören Tintorettos Bilder, sind ungewohnt, von der Bewegung und von den Farben, seine Kompositionen kühn, manchmal fast von einer unverschämten Nonchalance. Der „kulturMontag“ zeigt ein Porträt eines Malers, der für das glühte, was er tat.

Und ewig lockt die Kunst – Kultur-Upgrading in Salzburg

Salzburgs Landeshauptstadt will sich – neben den Festspielen – künftig kulturell stärker positionieren. Geht es nach den Plänen von Landeshauptmann Wilfried Haslauer, dann soll in Salzburg das viel und lang diskutierte Fotomuseum des Bundes errichtet werden. Mehrere Standorte dazu sind im Gespräch. Vielleicht gehen mit Gustav Klimt oder Egon Schiele bald Meisterwerke des Fin de Siècle auf Sommerfrische, denn das Wiener Belvedere, unter der Leitung von Stella Rollig, könnte in Salzburg seine erste Außenstelle außerhalb der Bundeshauptstadt errichten – prominent platziert, im Salzburg-Museum in der Neuen Residenz. Eine Machbarkeitsstudie und das Konzept sollen bis Jahresende vorliegen. Auch die Geschichte der Stadt soll stärker in den Fokus gerückt werden, davon sind die Salzburger Kulturverantwortlichen überzeugt. Das Domgrabungsmuseum unter dem weltberühmten Domplatz soll mit einer architektonischen Anbindung an das Domquartier „sichtbarer“ aufgestellt werden. Und last but not least wird im Salzburger Kulturleben mit der Bestellung des neuen Direktors des Museums der Moderne frischer Wind im Kulturleben der Landeshauptstadt erwartet. Der 56-jährige Deutsche Thorsten Sadowsky löst Sabine Breitwieser ab und tritt am 3. September sein neues Amt an. Der „kulturMontag“ mit einem Lokalaugenschein.

Neue „lesArt“-Ausgabe mit Marjana Gaponenko und Wolf Wondratschek (23.25 Uhr)

In einer neuen Folge „lesArt“ bei Christian Ankowitsch zu Gast: die in Odessa geborene, bei Frankfurt am Main lebende Autorin Marjana Gaponenko und der Wahlwiener Wolf Wondratschek. Gemeinsam ist den beiden Autoren die Überzeugung, dass die langfristige gesellschaftliche Relevanz von Literatur größer ist, als die Wirkung von Tagespolitik es je sein könnte. Darüber hinaus präsentiert „lesArt“ eine weitere Folge der Reihe „Kleinverlage im Porträt“ – diesmal mit dem in Wien ansässigen Bahoe-Verlag – zu sehen am Montag, dem 3. September, um 23.25 Uhr in ORF 2.

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