„kreuz und quer“ gratuliert Arik Brauer zum 90. Geburtstag: „Arik Brauer. Eine Jugend in Wien“ am 8. Jänner um 22.30 Uhr in ORF 2

Danach: Dokumentarfilm „Der unsichtbare Mann“ über den Nordirlandkonflikt

Wien (OTS) Arik Brauer hat viele Identitäten, ebenso färbig wie seine Bilder: wienerisch, jüdisch, israelisch, kosmopolitisch, sozial engagiert. Anlässlich seines 90. Geburtstages am 4. Jänner 2019 erinnert sich der Maler, Musiker, Architekt, Bildhauer, Bühnenmensch und leidenschaftliche Geschichtenerzähler in Helene Maimanns „kreuz und quer“-Film „Arik Brauer. Eine Jugend in Wien“ am Dienstag, dem 8. Jänner, um 22.30 Uhr in ORF 2 an die Zeit, die ein Leben lang Inspiration und fester Bezugspunkt gewesen ist. Mit Arik Brauer erzählen seine Frau Naomi, seine Töchter Timna und Ruth, seine Enkelin Jasmin und zwei seiner engsten Freunde: der Schauspieler und Regisseur Otto Schenk und der Tibetologe Ernst Steinkellner. Im Rahmen des „kulturMontag“ zeigt ORF 2 am 7. Jänner Sharon Nunis Porträt „Ich will nur Geschichten erzählen“ (23.30 Uhr).

Für den Dokumentarfilm „Der unsichtbare Mann“ (23.25 Uhr) von Georg Misch und Úna Ní Dhonghaile reist Dan Donelly 50 Jahre nach seinem Ausbruch aus dem Gefängnis auf den Spuren seiner Flucht durch das heutige Nordirland und trifft – gemeinsam mit seiner Tochter Úna – seine Helfer und Widersacher von damals. Das Ergebnis ist ein Film über den Nordirlandkonflikt aus einer ganz neuen Perspektive über Glaube, Schuld und Vergebung.

„Arik Brauer. Eine Jugend in Wien“ – Ein Film von Helene Maimann

Arik Brauer, geboren 1929, mitten im kältesten Winter des vorigen Jahrhunderts, hat seine frühen Jahre – nicht nur was das Wetter anlangte – unter extremen Bedingungen verbracht. Aufgewachsen im Arbeiterbezirk Ottakring, „wo das Leben sein wahres Gesicht zeigt“, überlebte er als jüdisches Kind in Wien die NS-Zeit, wurde nach Kriegsende leidenschaftlicher Kommunist, Bergsteiger und Sänger und unternahm als Kunststudent weite Reisen mit dem Rad durch Europa und Afrika.

Der berühmte Maler und Musiker, Mitbegründer der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“, erzählt seine Kindheit und Jugend. Arik Brauer unterschied sich kaum von den Gassenbuben seiner Umgebung. Aber er wurde zutiefst geprägt von seinem Vater, einem ostjüdischen Schuhmacher, und seiner nichtjüdischen Mutter, beide überzeugte Sozialdemokraten. Brauer wuchs mit den skurrilen und farbprächtigen Figuren der Vorstadt auf, darunter dem „Spiritus“ und dem „Froschermandl“, die er besungen und für diesen Film auch gemalt hat. Er besuchte mit dem Filmteam erstmals wieder die Elternwohnung in einem alten Zinshaus am Ludo-Hartmann-Platz – Zimmer, Küche, Klo am Gang, in dem sich praktisch nichts geändert hat seither – und die Parks und Straßen, in denen seine Bubenbande ihr Unwesen getrieben hat. Seine Erinnerungen an diese Kindheit, die weitaus freier und ungebundener war als die der behüteten Bürgerkinder, sind voll Wärme und Zärtlichkeit. Diese Jahre waren eine harte Schule, die ihm aber auch das Rüstzeug zum Überleben gaben.

Nach dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich verschwand der Vater nach Osteuropa. Brauer sollte ihn nie mehr wiedersehen. Er lernte die Tragödien der Verfolgung und die Strategien des Überlebens kennen und schaffte es, in der Tischlerei der jüdischen Gemeinde den Krieg zu überleben. Brauer wurde aus nächster Nähe zum Augenzeugen des Schicksals der Deportierten, das ihn zum Schluss auch fast selbst getroffen hätte. Er war gerade 16, als er im Winter 1945 in einem Schrebergarten am Wilhelminenberg untertauchte. Nach dem Krieg wurde er sofort auf die Akademie der bildenden Künste aufgenommen, stürzte sich voll Leidenschaft in den Kommunismus, den er später schwer enttäuscht hinter sich ließ, und entwickelte sich zum begeisterten Alpinisten und Skifahrer. Bis heute geht er regelmäßig auf die Rax und unternimmt ausgedehnte Skitouren. Und er wurde ein Reisender, der mit dem Fahrrad quer durch alle Demarkationslinien und Grenzen Europa und Nordafrika erforschte, bevor er zum ersten Mal nach Israel aufbrach und dort seine künftige Ehefrau Naomi kennenlernte.

Für den musikalischen Part zeichnen Otto Lechner, Arik, Timna und Jasmin Brauer und das Ensemble Timna Brauer und Elias Meiri verantwortlich. Gedreht wurde der Film – eine Koproduktion von ORF und Amour Fou Vienna, unterstützt von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien und Land Niederösterreich – in Wien und Niederösterreich. Außergewöhnlich sind die Archivbilder, die Maimann verwenden konnte:
darunter private Aufnahmen von den Tagen des März und April 1938 in Wien, die das Holocaust Memorial Museum in Washington zur Verfügung gestellt hat.

„Der unsichtbare Mann“ – Ein Dokumentarfilm von Georg Misch und Úna Ní Dhonghaile

Für Dan Donelly als tiefgläubigem Katholiken gab es keinen Konflikt zwischen seiner Religion und dem Kampf für eine Loslösung Nordirlands von Großbritannien. Denn die damalige IRA hatte in den 1950er Jahren noch das strikte Prinzip, nie Menschenleben zu gefährden. Nur die Infrastruktur der britischen Besatzungsmacht sollte getroffen werden. „Nordirland, wo ich in den 50er Jahren aufgewachsen bin, war ein Ort, der nach Gerechtigkeit schrie“, erklärt Donnelly in der Doku. „Es war wie Apartheid. Viele Katholiken durften nicht wählen, die Wohnverhältnisse waren schlecht, und junge Nationalisten kamen ohne Anklage oder Prozesse jahrelang ins Gefängnis.“ Erst nach Donellys Ausbruch und Flucht begann die Radikalisierung der IRA, vor allem in den 1970er Jahren. Daraufhin wandte sich Donelly von ihr ab. Er begann sich durch Kunst und Kultur für die Unabhängigkeit einzusetzen, zuletzt als Bürgermeister eines Stadtteils von Dublin.

Im Crumlin Road Prison, das heute leer steht und langsam verwahrlost, sucht er auf seiner Reise in die Vergangenheit seine Gefängniszelle auf und trifft einen seiner damaligen Bewacher, einen Gefängniswärter. Donelly hatte gemeinsam mit einem Kameraden die Flucht geplant – jener verletzte sich jedoch beim Ausbruch und musste zurückbleiben. Vom IRA-Ausbruchskomitee seien sie paradoxerweise nicht unterstützt worden, erzählt Donelly dem Wärter: „Die Anführer der IRA-Gruppe im Gefängnis waren nicht erfreut, weil wir sie nicht um Erlaubnis gebeten hatten – es war eine ‚unerlaubte Flucht‘!“

Auf der Flucht half ihm u. a. ein katholischer Priester, Eamonn Devlin, der Donelly im Kofferraum seines kleinen Autos durch Polizeisperren schleuste. Danach brachte er ihn im Haus einer Familie seiner Pfarrgemeinde unter, die bereit war, Donelly unter größter Gefahr zu versteckten. 50 Jahre später trifft Donelly den Nachfolger Devlins, Pfarrer Gerard McAleer. „Der Kirche wurde vorgeworfen, sie sei zu streng gewesen und habe die Absolution zu schnell verwehrt“, erklärt McAleer die kirchliche Praxis, IRA-Mitglieder schon damals zu exkommunizieren: „Der Kirche ging es immer um die Unantastbarkeit des Lebens, Leben muss gerettet werden.“ Pfarrer Eamonn Devlin hatte somit als Fluchthelfer eines IRA-Mitglieds auch gegen kirchliche Vorgaben gehandelt. Donelly: Jemanden zu töten sei damals in der IRA niemandem in den Sinn gekommen: „In den 50ern durfte laut Vorschrift des IRA-Hauptquartiers kein Polizeibeamter oder B-Special getötet werden, und in unserer Kampagne hatte der Tod keinen Platz – wir wollten niemanden töten, sondern griffen die Infrastruktur an.“ In dem Gespräch wird die Problematik des irischen Freiheitskampfs deutlich: Wie weit darf man gehen im Kampf für Gerechtigkeit?

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