„kreuz und quer“-Doku „Tausend Mädchen wie ich“ thematisiert schwierigen Weg im Kampf um Gerechtigkeit in Afghanistan

Am 11. Februar um 22.35 Uhr in ORF 2; danach: Teil 2 des Zweiteilers „Glauben, Leben, Sterben – Menschen im Dreißigjährigen Krieg“

Wien (OTS) Im Jahr 2014 gelingt einer jungen Frau in Afghanistan, was bisher als fast unmöglich galt: Sie bringt ihren eigenen Vater vor Gericht. Die Anklage lautet: Misshandlung und mehrfache Vergewaltigung. Ein steiniger Weg im Kampf um Gerechtigkeit beginnt. Es ist ein Kampf gegen Traditionen, ein mangelhaftes Justizsystem und Korruption, gegen Morddrohungen, Existenzängste und die Furcht, selbst wegen „unzüchtigen“ Verhaltens im Gefängnis zu landen. Um standhaft zu bleiben, entscheidet sich die junge Frau zu einem folgenreichen Schritt: Sie macht ihren Fall öffentlich und lässt sich von einer Filmemacherin begleiten. „kreuz und quer“ zeigt Sahra Manis Film „Tausend Mädchen wie ich“ am Dienstag, dem 11. Februar 2020, um 22.35 Uhr in ORF 2.
Um 23.25 Uhr folgt Teil 2 von Stefan Ludwigs zweiteiliger „kreuz und quer“-Dokumentation „Glauben, Leben, Sterben – Menschen im Dreißigjährigen Krieg“. Zu Wort kommen u a. der Wiener Militärhistoriker Christian Ortner und der ehemalige ORF-Kriegsreporter Friedrich Orter.

„Tausend Mädchen wie ich“ – Ein Film von Sahra Mani (ORF-Bearbeitung:
Doris Hochmayr)

Khatera ist 23 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Mutter und ihrer zweijährigen Tochter in ärmlichen Verhältnissen unweit der afghanischen Hauptstadt Kabul. Gerade ist sie wieder schwanger. Doch es fehlt der Ehemann, der die Familie finanziell versorgt. Denn der Vater ihrer Kinder ist ihr eigener Vater.
13 Jahre lang wurde Khatera von ihm misshandelt und sexuell missbraucht. Sie hat zahlreiche Schwangerschaften hinter sich. Meist zwang sie der Vater zur Abtreibung. Zwei Kinder setzte er unmittelbar nach der Geburt in der Wüste aus. Bis Khatera 18 Jahre alt war. Ihre Tochter Zainab ist zur Welt gekommen, als sie 20 war. Das kleine Mädchen glaubt, dass Khatera ihre Schwester sei und nennt die Großmutter Mama. Khatera denkt oft darüber nach, ob jemals der richtige Zeitpunkt kommen kann, an dem sie ihrer Tochter die Wahrheit sagen wird. Wenn sie ihr in die Augen blickt, sieht Khatera jene ihres Vaters – die Ähnlichkeit belastet und macht es schwer, wertfrei zu lieben.

Khatera und ihre Mutter wohnen nie lange an einem Ort, da sie bedroht sind. Die Brüder ihres Vaters trachten nach ihrem Leben, um die Ehre der Familie wiederherzustellen, und natürlich auch jene des Vaters. Denn Khatera hat „Schande über die Familie“ gebracht. Sie hat ihren eigenen Vater der mehrfachen Vergewaltigung angeklagt. Er sitzt nun in Untersuchungshaft. „Diese Kinder sind von einem Liebhaber. Khatera lügt“, behaupten ihre Onkel. Das glaubt auch der Richter zu Beginn der Voruntersuchung des Falls und warnt Khatera, sie solle ihre Anzeige zurückziehen, sonst würde sie selbst wegen „unzüchtigen Verhaltens“ verurteilt werden. Auch der örtliche Mullah rät, dem Vater zu verzeihen und die Familie nicht in Misskredit zu bringen. Schließlich sei der Vater immer in der Moschee gewesen um zu beten. Ein so frommer Mann könne solche Abscheulichkeiten gar nicht getan haben. Das denken auch viele Nachbarn. Doch Khatera ist entschlossen, nicht aufzugeben. Sie will Gerechtigkeit, als Zeichen für die vielen „Tausenden Mädchen“, die in diesem Land in derselben misslichen Lage sind wie sie. Niemand schenkt ihnen Glauben, sie werden eingeschüchtert und jedes männliche Familienmitglied kann über ihr Schicksal bestimmen.

Das versucht auch Khateras Bruder. Für ihn ist Khatera daran schuld, dass er keine Arbeit bekommt. Schließlich habe sie ihren Fall in einer Fernsehsendung publik gemacht. Jeder wüsste nun, wer seine Familie sei. Deshalb will er Khatera verbieten, sich weiter filmen zu lassen. Denn seit der Anzeige bei der Polizei wird Khatera von einer Filmemacherin begleitet. Ein filmisches Dokument soll entstehen, das nach dem Ende des Prozesses veröffentlicht werden wird. In Wirklichkeit sind es die Brüder des Vaters, die dafür sorgen, dass ihr Neffe arbeitslos bleibt, damit er Khatera und die Mutter nicht mehr finanziell unterstützen kann. Khateras Auftritt im TV war anonym und konnte daher keinen Schaden anrichten. Doch die Geschichte hat Wellen durch das ganze Land geschlagen. Radiosendungen und Zeitungen widmen sich dem Thema, eine Telefonhotline wird im TV-Sender für in Not geratene Mädchen eingerichtet.

Während der monatelangen gerichtlichen Untersuchungen kommt Khateras Sohn zur Welt. Aus Mangel an Geld muss er zur Adoption freigegeben werden. Khatera holt sich das Kind jedoch zurück. „Es ist egal, wer der Vater ist. Ich werde beide Kinder großziehen“, meint sie. Sie ist zuversichtlich, dass sie ihren Fall gewinnen wird. Denn mit Hilfe eines couragierten Anwalts hat sie es durchgesetzt, dass ein DNA-Test gemacht werden kann. Dieser beweist, dass ihr neugeborenes Kind der Sohn des Vaters ist. Der Vater wird in erster Instanz verurteilt. Doch der Prozess ist noch nicht gewonnen. Denn egal, ob der Vater inhaftiert bleibt oder nicht – ihre Onkel werden Khatera und ihren Kindern weiter nach dem Leben trachten. So bleibt der jungen Mutter nur noch ein Ausweg: Sie muss das Land für immer verlassen.

Zwei Jahre lang hat die Filmemacherin Sahra Mani Khatera auf ihren alltäglichen Wegen, zu Gerichtsterminen, auf die Entbindungsstation als auch im eigenen Heim begleitet und die wichtigsten Stationen zu einem beeindruckenden Filmdokument montiert. Was beeindruckt, ist am Ende weniger das berührende Schicksal, sondern vielmehr Khateras Umgang damit. Die verblüffende Klarheit, der Mut, die Unbeirrbarkeit, die sachliche Aufarbeitung des Traumas in Geduld mit sich selbst, die strikte Trennung zwischen der Liebe zu ihren Kindern und dem bitteren Umstand, wie sie gezeugt wurden – hier nimmt eine junge Frau in einer von Männern und althergebrachten Traditionen dominierten Gesellschaft ihr Schicksal selbst in die Hand. Was sie bestärkt, ist die „Mission“, die immer mehr zur Triebfeder wird: Erstmals in der Geschichte des Landes erhalten Tausende Mädchen, die Khateras Schicksal im Verborgenen teilen, eine starke Stimme in der Öffentlichkeit.

„Glauben, Leben, Sterben – Menschen im Dreißigjährigen Krieg“, Folge 2 – „Weltenbrand“

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) beginnt als Kampf der Konfessionen, katholisch gegen evangelisch – doch in der zweiten Kriegshälfte wird die Gemengelage immer unübersichtlicher. Nahezu alle europäischen Mächte mischen in einem Krieg mit, der vor allem die Gebiete des heutigen Deutschlands verwüstet. Mit dem Westfälischen Frieden 1648 gelingt ein Meisterstück der Diplomatie, das Deutschland bis heute prägt.
Zwei Biografien einfacher Menschen zeigen, was der Krieg mit der Bevölkerung macht: Peter Hagendorf wird 1627 Söldner unter dem kaiserlichen Heerführer Pappenheim. Als einer von ganz wenigen überlebt er bis zuletzt. Die ideologischen Beweggründe des Krieges interessieren ihn wenig – ihm geht es um die Beute, den Sold und das Überleben. Insgesamt 22.500 Kilometer legt er auf seinen Märschen zurück, zeitweise in Begleitung von Frau und Kindern. Als 1648 die Friedensglocken läuten, ist er innerlich verwahrlost und ratlos – etwas anderes als den Krieg kennt er nicht.
Die Augustinernonne Klara Staiger wird 1632 überraschend zur Priorin des Klosters Mariastein in Eichstätt gewählt und muss nun das Überleben ihrer kleinen Schwesterngemeinschaft organisieren. Abwechselnd fallen schwedische und kaiserliche Truppen ein, plündern und brandschatzen. In jahrelanger Arbeit baut Klara, eine starke und lebenskluge Frau, ihre völlig zerstörte Abtei wieder auf.
Die Produktion entstand als Koproduktion von ORF, BR, MDR, SWR, Metafilm und BMBWF, unterstützt von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien und Kultur Niederösterreich.

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