Ab 22.30 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) - Die Hutterer sind eine täuferische christliche Gemeinschaft – ähnlich den „Amish People“ in den USA. Ihre Lebensweise in kleinen, sogenannten „Kolonien“ in Gütergemeinschaft geht zurück auf den Südtiroler Jakob Hutter, der einst als Wiedertäufer in Innsbruck auf dem Scheiterhaufen starb. Die Dokumentation „Wie man in den Himmel kommt – Die Amish aus Tirol“ von Lynn Alleway, die „kreuz und quer“ am Dienstag, dem 23. Jänner 2018, um 22.30 Uhr in ORF 2 zeigt, gibt Einblick in die verborgene, abgeschiedene Lebenswelt der Hutterer, die heute vor allem in Nordamerika zu finden sind, aber noch immer in dialektalem Deutsch die Gebete und Lieder ihrer Vorfahren ertönen lassen.
Mit der Dokumentation „Die letzten Nomaden von Tibet“ folgt um 23.25 Uhr ein sehr persönliches Porträt eines Nomadenclans im Osten des tibetischen Hochlands. Die Nomaden – in Tibet heißen sie „Drokpa“ – stehen an einem Scheideweg ihrer Existenz. Filmemacherin Yan Chun Su nahm drei Jahre lang immer wieder am beschwerlichen Leben der Drokpa teil. In der Dokumentation zeigt sie sehr einfühlsam den Alltag und die Probleme, denen dieses jahrtausendealte Volk in der modernen Welt ausgesetzt ist.
„Wie man in den Himmel kommt – Die Amish aus Tirol“ – Ein Film von Lynn Alleway (ORF-Bearbeitung: Sabine Aßmann)
Die Hutterer in den USA und Kanada bilden sehr verschlossene, sich von der Welt abschottende Gemeinschaften. Inmitten der kanadischen Provinz lebt eine dieser Gruppen. Es ist die Maple-Grove-Kolonie mit knapp 100 Männern, Frauen und Kindern. Die britische Regisseurin Lynn Alleway durfte dort erstmals für ihre Dokumentation filmen. Pastor Zach Waldner, Leiter der Kolonie, erzählt vom gottgefälligen Leben der Hutterer in enger Gemeinschaft miteinander, das – ihrem Glauben zufolge – direkt in den Himmel und zum ewigen Leben führen soll.
„Wir kümmern uns um alle Menschen hier, von der Wiege bis zur Bahre“, sagt Pastor Waldner. Er will am Beispiel der eigenen Kolonie zeigen, wie man gemeinschaftlich in Einfachheit, Einheit und Frieden leben kann. Die Hutterer berufen sich mit ihrer Lebensweise in Gütergemeinschaft auf das Matthäus-Evangelium. Denn nach Jesus sei das wichtigste Gebot, Gott zu lieben und den Nächsten zu lieben wie dich selbst, erklärt Zach Waldner. Daher kennen die Hutterer von Maple Grove nur das Leben in der Gemeinschaft, bei dem alle sich dem höheren Ziel unterordnen. Die Gemeinschaft kommt ganz klar vor jeglichen individuellen Wünschen und Sehnsüchten.
Die Regeln und Bräuche innerhalb der Kolonie sind klar vorgegeben – und folgen einer sehr traditionellen Rollenverteilung: Die Frauen der Hutterer kümmern sich um den Haushalt, sie betreuen die Kinder, arbeiten im Garten, kochen und putzen. Die Männer erledigen die Feldarbeit und alle anderen anfallenden Arbeiten. Denn die Kolonien treiben Handel und pflegen verschiedenste Geschäftsbeziehungen mit der Außenwelt. Bei der Leitung der Kolonie dürfen die Frauen nicht mitreden. Der Ältestenrat ist reine Männersache. Mit zehn Jahren beginnen die Kinder hier mit Arbeiten für die Gemeinschaft. Mit 15 gelten sie als erwachsen, mit 18 erwartet man von ihnen, dass sie Vollzeit für die Kolonie arbeiten. Ein Hutterer zu sein bedeutet im Extremfall, sein Leben an einem einzigen Ort mit mehr oder minder denselben 100 Menschen zu verbringen.
So viele Regeln und so viel Gemeinschaft, das bietet für viele in der Kolonie eine vertraute und willkommene Geborgenheit und Struktur, doch andere empfinden Monotonie und Enge. Für manche der jungen Leute ist dies zu viel. Jedes Jahr verlassen ein oder zwei die Gemeinde. Für junge Hutterer, die die Kolonie verlassen, ist das Leben in der Welt außerhalb eine Herausforderung – sie sind es gewöhnt, dass die Kolonie für alle Bedürfnisse aufkommt. Viele „Ausreißer“, wie sie genannt werden, kehren daher nach wenigen Wochen oder Monaten zurück. Jordan Waldner, ein Neffe des Pastors, ist 20 und muss sich das Vertrauen seiner Kolonie erst wieder erarbeiten. Denn er gehört zu jenen Hutterern, die die Kolonie verlassen haben, dann jedoch zurückgekehrt sind. Er habe das Leben in der Gemeinschaft vermisst, erzählt er vor der Kamera. In gewissem Sinne seien all die Menschen in der Kolonie eben seine Familie.
Doch es gibt auch andere, die ihren Weg in der Welt außerhalb der Hutterer-Gemeinschaften gemacht haben: Denise Hofer lief aus ihrer Kolonie davon, als sie 16 war. Heute lebt sie tausend Kilometer entfernt in Calgary, hat einen Job, eine eigene Wohnung und studiert. Ihre Familie darf sie nur mit Erlaubnis des Pastors besuchen. Denn sie gilt als schlechter Einfluss auf die Menschen in der Gemeinschaft. Denise ist dennoch in der „Außenwelt“ geblieben: Man könne seine Träume verwirklichen, statt jemand anderen sein Leben kontrollieren zu lassen, sagt sie heute. Wahrhaft glücklich werde man nur so im Leben.
„Die letzten Nomaden von Tibet“ – Ein Film von Yan Chun Su (ORF-Bearbeitung: Margarita Pribyl)
Das tibetische Hochplateau ist Ursprung der wichtigsten Flüsse Asiens. Die Hälfte der Weltbevölkerung ist auf dieses Wasser angewiesen. Seit Jahrtausenden betreiben die Drokpa auf dem üppigen Grasland ihre Wanderweidewirtschaft. Die Hirten leben hauptsächlich von den Produkten ihrer Yaks und Schafe. Die einst so reichhaltigen Böden versteppen jedoch in den vergangenen Jahrzehnten zusehends, und das Leben wird immer schwieriger.
Filmemacherin Yan Chun Su wurde von einem Drokpa-Clan willkommen geheißen und durfte an ihrem Leben teilhaben. Eine seltene Gelegenheit, das Alltagsleben dieser Nomaden kennenzulernen, ihre familiären Beziehungen und ihren Umgang mit Freiheit, den Rollenbildern, den Veränderungen durch Klimawandel und moderner Gesellschaft. Da ist Tamku, eine junge Frau, die schon mit 18 Jahren Mutter – und geschieden – ist. Donghya, ein älterer Nomade, ist der angesehenste Hirte des Clans. Yithan hat zwei Kinder und kannte ihren Mann vor der Ehe nicht.
„kreuz und quer“ zeigt in „Die letzten Nomaden von Tibet“ die beispiellosen soziopolitischen und ökologischen Zwänge auf, denen die tibetischen Nomaden ausgesetzt sind. Nicht nur durch den Klimawandel, sondern auch durch die von der Regierung angestrebte Ansiedlung stehen die Drokpa an einem drastischen historischen Wendepunkt, der sie an die Grenzen ihrer Existenz bringt.
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