„kreuz und quer“ am 11. Juli: „Konstantinopel – Untergang und Neubeginn“ und „Generation Dschihad“

Wien (OTS) - Byzanz, Konstantinopel, Istanbul – drei magische Namen für eine einzige Stadt. Diese wird im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte zum Zentrum zweier Weltreiche und zur Heimat für die unterschiedlichsten Religionen. Der britische Historiker Simon Sebag Montefiore macht sich in einer dreiteiligen Dokumentation auf eine Spurensuche in der Metropole am Bosporus, um die Geschichte der Stadt lebendig werden zu lassen. Im zweiten Teil, den „kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – am Dienstag, dem 11. Juli 2017, um 22.35 Uhr in ORF 2 zeigt, wird aus dem griechischen Konstantinopel das türkische Istanbul. Teil drei folgt am 18. Juli.

Die Flucht junger Menschen aus einer Welt, die sie überfordert, ausgrenzt und schlussendlich in einem völlig sinnentleerten Alltag zurücklässt, endet immer wieder in einer Radikalisierung. Immer wieder werden Jugendliche zu religiösen Fanatikern, IS-Kämpfern und Terroristen. Ein weltweites Phänomen, das mit brutalen Anschlägen zu einem Gefühl ständiger Bedrohung heranwächst. „Generation Dschihad“ geht um 23.20 Uhr den Ursachen für diese Radikalisierung mitsamt ihren Auswirkungen auf den Grund und gibt Einblick in die Gedankenwelt jener, die sich auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft in eine fundamentale Weltanschauung verirrt haben und so zur akuten Gefahr geworden sind.

Konstantinopel – Untergang und Neubeginn (2) – Ein Film von Jack MacInnes

Die Dokumentation setzt rund 400 Jahre vor der Eroberung durch die Osmanen ein. Denn der Anfang vom Ende beginnt mit einer Konfrontation von Christen und Christen. Der Konflikt zwischen Konstantinopel und Rom, zwischen Griechen und Römern, Orthodoxie und römisch-katholischer Kirche schwelt längst, als der 4. Kreuzzug eine riesige Horde Kreuzfahrer in die Stadt bringt. Diese verhalten sich alles andere als christlich. Wie „betrunkene Hooligans“ hätten sich die ersten Kreuzfahrer benommen, erläutert der Historiker Peter Frankopan. Zunächst Verbündete der Byzantiner, werden sie schließlich zu deren Nemesis. Die Stadt und ihre Bevölkerung werden ausgeplündert, niedergemacht, getötet.

Nach einer unerwarteten, erneuten kurzen Blütezeit – der sogenannten Byzantinischen Renaissance – kommt es schließlich zur Eroberung durch die Osmanen unter Sultan Mehmet II. Dieser macht die Stadt zu seiner Hauptstadt – und zur Hauptstadt des Islam. Beispielhaft dafür steht die Verwandlung der großen Kathedrale Hagia Sophia in die große Ayasofya-Moschee. Und Mehmet II. erweist sich überdies nicht nur als kampferprobter Eroberer und brillanter Militärstratege, sondern auch als weltoffener Ästhet, der Griechisch, Latein und Hebräisch liest und eine Vision dieser Stadt hat, die alles andere als repressiv ist.

Seine Hauptstadt prosperiert und zeigt bald eine große Vielfalt an religiösen Überzeugungen. Nach zwei Jahrhunderten Krieg, Blockade und Entvölkerung florierten die Märkte der Stadt am Bosporus einmal mehr. Und Sultan Mehmet versuchte ganz bewusst, Menschen von überall her nach Istanbul zu locken und hier anzusiedeln – ganz unabhängig von ihrem Glauben oder ihrer Nationalität. Aus dem Osten kommen christliche Armenier, muslimische Araber und Kurden. Aus dem Westen Europas gewinnt er Juden und Araber, die vor den dortigen Repressionen fliehen. Vom Balkan kommen Albaner, Griechen, Serben und Bosnier. Istanbul wird zur „Zuflucht der Welt“.

Die Dokumentation folgt den Stationen der Geschichte und versucht, die wechselvollen Wendungen fassbar zu machen: imperiale Prachtentfaltung ebenso wie die desaströsen Folgen der Kriege und Katastrophen, die die Stadt durchlebt, bis hin zum Neubeginn als Hauptstadt der Osmanen.

„Generation Dschihad – Über die Radikalisierung Jugendlicher in Zeiten des globalen Terrors“ – Ein Film von Peter Kullmann und Magdalena Maier

Weshalb geben Jugendliche – vorwiegend junge Männer – ihr Leben hier in Österreich und Europa auf, schließen sich einer Terrororganisation an und geraten in die Fänge des IS? Und wie kann es gelingen, Jugendliche vor einer Radikalisierung zu bewahren und in die Gesellschaft zu integrieren? Peter Kullmann und Magdalena Maier haben nachgefragt: bei Betroffenen sowie bei Expertinnen und Experten.
Als Joachim Gerhard erfuhr, dass seine beiden Söhne nach Syrien gereist sind, um sich dem sogenannten „Islamischen Staat“ anzuschließen, wollte er seinen Ohren nicht trauen. Zwei Jahre sind seither vergangen. Nachvollziehen kann der Unternehmer aus Kassel die Entscheidung seiner Söhne, sich von ihrer Familie, ihren Freunden und ihrem Leben in Kassel abzuwenden und dem Westen den Kampf anzusagen, bis heute nicht. Es sind – wie der Fall der beiden Jugendlichen aus Kassel zeigt – längst nicht nur muslimische Jugendliche oder solche mit Migrationshintergrund, die sich dem „Islamischen Staat“ anschließen. Es wäre also zu einfach, für die Radikalisierung von Jugendlichen allein den Islam verantwortlich zu machen, sind sich Fachleute einig. Oft seien Jugendliche, die ihren Platz in der Gesellschaft nicht gefunden haben, die keinen Sinn im Leben finden und zu den Verlierern unserer kapitalistisch geprägten Gesellschaft zählen, besonders gefährdet. Radikale Prediger und Verführer hätten dann leichtes Spiel, dem westlichen Nihilismus ein besseres, ein erfüllendes Sinnstiftungsangebot gegenüberzustellen, meint etwa der international anerkannte Politologe und Islamexperte Olivier Roy. Die Wiener Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie Gabriele Wörgötter hat Jugendliche, die sich radikalisiert haben und deshalb in Haft waren, untersucht und begleitet. Aus ihren Beobachtungen geht hervor, dass die islamistischen Radikalisierer ein besonderes Gespür für Jugendliche haben, auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen, eine Beziehung aufbauen und einen Ausweg aus der sozialen Isolation und Deprivation anbieten würden.

Der IS wirbt vor allem im Internet mit Propaganda-Videos um junge Menschen. Rüdiger Lohlker, Islamwissenschafter an der Universität Wien, analysiert diese Videos im Rahmen seiner Forschungstätigkeit. Ein verquerer Gerechtigkeitssinn, antiquierte Männlichkeitsideale und die Verherrlichung von Gewalt und Terror seien die dominierenden Themen, mit denen gezielt Jugendliche angeworben werden sollen. Genau an diesen Punkten versucht der Wiener Verein „Not in God’s Name“ anzusetzen. Man will gezielt gefährdete Jugendliche vom Weg in die Radikalisierung abhalten. Im Kampfsportverein Tosan im zweiten Wiener Gemeindebezirk wird trainiert und gemeinsam Zeit verbracht. Der Verein spricht in erster Linie muslimische Jugendliche mit Migrationshintergrund an. Erfolgreiche Sportler als Testimonials werden den Jugendlichen als Idole zur Seite gestellt. „Sport als Prävention“ lautet hier die Devise. Man könne freilich nicht alle gefährdeten Jugendlichen erreichen, so der Mitbegründer des Vereins, Alexander Karakas, doch man versuche, eine Vorbildfunktion einzunehmen und den jungen Menschen in ihrer Identitätssuche unter die Arme zu greifen.

„Im Endeffekt hab ich mein Leben einfach ruiniert, alles kaputt gemacht, und jetzt langsam bau ich es wieder auf“, erzählt einer der Jugendlichen, dem es gelungen ist, aus Syrien zurückzukehren. Ein knappes halbes Jahr lernte er den IS von innen kennen, war Mitglied jener Terrororganisation, die für unzählige Anschläge verantwortlich zeichnet. Angst, Misstrauen und Gewalt seien an der Tagesordnung gewesen, erzählt er. Schnell sei ihm klar gewesen, hier kann und möchte er nicht bleiben. Einige Monate haben die Fluchtvorbereitungen jedoch gedauert, denn – so der junge Mann – ständig musste er befürchten, dabei entdeckt und dafür bestraft zu werden: Auf Desserteure – so erzählt er – warte nämlich die Todesstrafe. Zurück in Europa wurde der junge Mann für einige Monate inhaftiert. Nun versucht er mit seiner Vergangenheit aufzuräumen, zu begreifen, was geschehen war, und zu verstehen, warum gerade er in die Fänge dieser radikalen Islamisten geraten konnte.

Die Sendungen sind auf der Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) – vorbehaltlich vorhandener Online-Lizenzrechte – als Live-Stream sowie nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage als Video-on-Demand abrufbar.

Das gesamte TV-Angebot des ORF – ORF eins, ORF 2, ORF III, ORF SPORT + sowie 3sat – ist auch im HD-Standard zu empfangen. Alle Informationen zum ORF-HD-Empfang und zur Einstellung der neuen HD-Angebote finden sich auf der Website hd.ORF.at, die ORF-Service-Hotline 0800 / 090 010 gibt kostenfrei aus ganz Österreich persönliche Hilfestellung.

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