KOMMENTAR, „Wenn die Schwäche der Polit-Konkurrenz stärkt“, von Karin Leitner

Ausgabe vom Samstag, 7. Jänner 2023

Innsbruck (OTS) Mit Herbert Kickl an der FPÖ-Spitze werde das nichts, hatten selbst Gesinnungsfreunde befunden, als dieser im Juni 2021 den Vorsitz übernahm. Zu radikal sei er mit seinen Ansichten, das bringe nur Zuspruch von der Kernklientel, darüber hinaus keinen. Abonniert auf die Opposition sei die Partei damit. Mit dem konzilianten Norbert Hofer, Kickls Vorgänger, mit dem dieser oft nicht eines Sinnes war, wäre die FPÖ breiter aufgestellt gewesen. Dazu die Nachwehen des Ibiza-Videos und der Spesen-Affäre des vormaligen FPÖ-Oberen Heinz-Christian Strache. Bei der Wien-Wahl war die Partei von 30 auf 7,1 Prozent abgestürzt.
Und jetzt: Die Freiheitlichen sind laut Umfragen auf Platz eins, knapp vor der SPÖ. Der ehemalige Koalitionspartner, die ÖVP, ist Nummer 3. Wie konnte die blaue Truppe das erwirken? Kickl kam die Pandemie zupass. Er tat sich mit Schwurb­lern, Leugnern wissenschaftlicher Fakten und Rechtsrechten, die Corona für ihre Zwecke nutzten, zusammen. Die Empfehlung eines Entwurmungsmittels gegen das Virus war Sinnbild für das verantwortungslose Verhalten zum Zwecke der Partei.
Nicht das Geschrei gegen vermeintliche Freiheitsbeschränkungen brachte die FPÖ aus den Niederungen in die Höh’; es gab mit der MFG dahingehende Konkurrenz. Es war, wie so oft auch in dem Metier, nicht die eigene Stärke. Es liegt zuvorderst an der Schwäche der politischen Gegner. Die Grünen als Anhängsel der Türkisen waren und sind solche nicht. Die Roten wären Gegner, fallen aber nach wie vor mit Befindlichkeiten und Kurs-Debatten zum Thema Asyl negativ auf. In der FPÖ gibt es auch unterschiedliche Ansichten zu diesem oder jenem. Über diese wird aber nicht mehr coram publico debattiert.
Die ÖVP, seit Monaten in Korruptionsvorwurfsnot, versucht nachgerade manisch, sich mit der Ausländer-Causa aus dieser zu manövrieren. Der Kanzler und der Innenminister setzen auf das einstige Kurz-Mittel zur Genesung. Tägliche Auftritte und Aussagen mit Härte zur Causa sollen von den Partei-Malversationen ablenken. Nur: Bei den Türkisen wirkt diese Medikation nicht, die Blauen gesunden.

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