Karl Pfeifer: Mit Geduld und Verstand gegen Vorurteile und Judenhass

Karl Pfeifer, Träger des ersten Simon-Wiesenthal-Preises, gestern Abend verstorben

Wien (PK) Der Zeitzeuge und Simon-Wiesenthal-Preisträger 2022, Karl Pfeifer, starb gestern Abend unerwartet. Er besuchte seit Anfang der 2000er-Jahre regelmäßig heimische Schulen und erzählte Schülerinnen und Schülern über seine Vertreibung aus Österreich nach dem „Anschluss“ 1938. Im Vorjahr war er einer der vier Hauptpreisträger des ersten „Simon-Wiesenthal-Preises“. Im Frühjahr 2023 sollte er im Parlament ein Buch präsentieren; es handelt von seiner Flucht mit anderen Kindern 1942 von Ungarn nach Israel.

„Er war ein beharrlicher Kämpfer für die Demokratie und gegen den Judenhass“, betonte heute Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. „Ob alter oder neuer Antisemitismus, ob von rechts oder links, ob im Inland oder aus dem Ausland, aber vor allem in Österreich: Karl Pfeifer ist unbeugsam geblieben, er hat den Antisemitismus gesehen und benannt – gegen alle Widerstände.“

Karl Pfeifer wurde am 22. August 1928 in Baden bei Wien geboren und wuchs dort auf. Zehn Jahre später musste er aus Österreich flüchten – kurz, nachdem Adolf Hitler den „Anschluss“ des Landes an das Dritte Reich verkündet hatte. Pfeifer floh nach Ungarn und schloss sich in Budapest der „Haschomer Hatzair“ an, einer sozialistisch-zionistischen Jugendgruppe. 1942 gelang es, den 14-Jährigen mit 49 anderen jüdischen Kindern nach Israel in Sicherheit zu bringen.

„Ich war nach österreichischem Gesetz kein Heimkehrer“

Später ging Pfeifer dort zur Armee und kämpfte für die Freiheit des Landes. 1951 kehrte er nach Österreich zurück. „Ich war laut österreichischem Gesetz kein Heimkehrer“, berichtete Pfeifer 2018, als er das Goldene Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich entgegennahm. „Befragt, wie ich mich hier fühle, antwortete ich aufrichtig: ‚Für meinen Geschmack sind die Nazis viel zu laut‘.“

Pfeifer arbeitete in Österreich als Journalist und kämpfte gegen Antisemitismus und für die Demokratie. Später stellte er sich als Zeitzeuge vorwiegend in Schulen zur Verfügung und schilderte den Kindern und Jugendlichen über sein Leben als verfolgtes Kind und sein Leben in der Fremde. Im Vorjahr noch nahm er gemeinsam mit Lily Ebert (Großbritannien), Zwi Nigal (Israel) und Liliana Segre (Italien) stellvertretend für alle Zeitzeuginnen und Zeitzeugen den Simon-Wiesenthal-Preis im Parlament entgegen. „Mit Geduld und Verstand lassen sich Vorurteile und Judenhass zurückdrängen“, sagte er damals. „Daran wollen wir gemeinsam weiterarbeiten.“ Er starb am 6. Jänner 2023.

„Jetzt müssen wir ohne ihn weiterkämpfen“, sagte Nationalratspräsident Sobotka heute. „Wir werden in seinem Sinne gegen den Antisemitismus und für eine pluralistische Demokratie arbeiten. In Gedanken sind wir bei den Hinterbliebenen und seiner Familie“. (Schluss) gb


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