Guggenbichler: Fakten-Verdrehung durch mediale Falschdarstellungen ist grobe Verletzung journalistischer Sorgfaltspflicht

Profil-Journalisten sollten intensive Nachhilfe in genauer Recherche und journalistischer Ethik bekommen

Wien (OTS) „Sang Strache das SS-Treuelied?“ – mit diesem vermeintlich-reisserischen Boulevardtitel berichtete das Medium „Profil“ über das Lied „Wenn alle untreu werden!“, welches aus dem Jahr 1813 stammt und am vergangenen Freiheitkommers am 23.03.2019 in der Wiener Hofburg unter zahlreichen Gästen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Studententum in feierlichem Rahmen gesungen wurde.

„Weder der Verfasser des Liedes, Max von Schenkendorf, noch der Dichter Novalis, an dessen Worte das Lied in weiten Teilen angelehnt ist, hätten wohl je vermutet, welcher unwürdigen Fehlinterpretation ihr Werk mehr als 200 Jahre nach seiner Entstehung ausgesetzt sein würde“, wundert sich der Organisator des Wiener Akademikerballes, Ing. Udo Guggenbichler, über die bewusste Falschdarstellung des Magazins „Profil“.

Das Lied „Wenn alle untreu werden“ stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert und ist unter dem Einfluss der Befreiungskriege entstanden. Da zahlreiche spätere Mitbegründer der Burschenschaften in diesen Kriegen kämpften, hat es seinen Weg in die burschenschaftliche Bewegung gefunden.

Darüber hinaus findet sich das Lied auch in katholischen und evangelischen Liederbüchern.

Für die Burschenschaft bedeutet dieses Lied tatsächlich einen Anknüpfungspunkt an die eigene Entstehungsgeschichte, sowie es darüber hinaus auch ein Bekenntnis zur Treue – vor allem zu sich selbst – darstellt.

Unbestritten wurde das Lied zu Zeiten des NS-Regimes missbraucht und vereinnahmt. Unbestritten ist aber auch, dass die Nationalsozialisten dieses Lied nie verstanden haben dürften. Mit dem Kampf für die Freiheit des Einzelnen in Verbindung mit persönlicher Verantwortung für eine Gemeinschaft, mit dem Bekenntnis zu ersten urdemokratischen Werten bzw. mit der Geisteshaltung der Romantik im 19. Jahrhundert konnte die NS- Diktatur nämlich nur wenig anfangen.

Die Burschenschaften wollen jedenfalls nicht zulassen, dass dieses Lied – quasi postum – vom NS-Regime endgültig gestohlen wird. Daher werden wir es im richtigen historischen Kontext jedenfalls weiterhin singen. Wir fordern von allen, die sich an der gegenständlichen Diskussion aufrichtig beteiligen wollen, den Versuch einer objektiven Auseinandersetzung.

Ebenso sei auf ein ähnlich gelagertes Detail hinzuweisen: Das Altniederländische Dankgebet ist Teil des großen österreichischen Zapfenstreiches. Nahezu alle Grundwehrdiener der 2. Republik hörten dieses Lied im Zuge ihrer Angelobung. Es stammt ursprünglich aus dem 80-jährigen Krieg zwischen den Niederlanden und Spanien. Zu Zeiten des NS-Regimes wurde es im Zuge militärischer Feierlichkeiten, bei Gottesdiensten und anderen offiziellen Anlässen gespielt und gesungen. Welche inhaltliche Nähe die Nationalsozialisten zum Spanisch-niederländischen Krieg im 16. und 17. Jahrhundert empfanden, kann nur vermutet werden. Tatsächlich wird es nun wieder vermehrt gesungen, wie bspw. zu den Feierlichkeiten am 4. Juli und zu Thanksgiving in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Der Organisator des Wiener Akademikerballes, Ing. Udo Guggenbichler, hält daher fest: „Das NS-Regime und seine Gräueltaten sind geschichtlicher Bestandteil der Lebenswahrheit dieses Staates und seiner Menschen. Die Nationalsozialisten haben viel Althergebrachtes instrumentalisiert und missbraucht. Das darf uns aber nicht davon entbinden, eine wesentliche Erkenntnis daraus zu ziehen: Es waren nicht Jahrhunderte alte Lieder, die diese Verbrechen zu verantworten haben, sondern Menschen.“

Als „besonders interessant“ wertet Guggenbichler die Tatsache, dass sich der Journalist des „Profil“ damit „rühmt“, dass er im Besitz eines Liedtextes vom vergangenen Freiheitskommerses sei. „Dann hätte der gute Mann nur auf den Fußnotenhinweis des Liedtextes achten müssen, aus dem klar – und untenstehend wörtlich zitiert – folgendes geschichtshistorisches Faktum nachzulesen sei:

Dieses viel diskutierte Lied fußt auf dem im Jahr 1814 geschriebenen Text aus der Feder Max von Schenkendorfs und einer aus dem Französischen stammenden Melodie (Wer jagen will, muss früh aufsteh’n). Wie viele andere Lieder auch stammt es aus der Völkerschlacht bei Leipzig, wohl dem größten Ringen um die Freiheit Europas in der damaligen Zeit. Obwohl das Lied in der Zeit des Nationalsozialismus sehr populär war, wurde es laut Heinrich Böll auch gegen das Regime verwendet. Es gibt auch Österreich-bezogene und religiöse Varianten, aber alle stellen verbindende Elemente wie Treue, Ehrlichkeit und Aufopferung in den Vordergrund – Eigenschaften, die sich Verbindungsstudenten auch heute auf ihre Fahnen schreiben und die aus keinem Blickwinkel verwerflich sein können.

„Wieso lässt Profil diese relevante Fußnoten-Information, die auf allen Festliedertexten abgedruckt waren, einfach so weg? Derartige ‚Lückenpresse‘-Methoden sind schäbig und richten sich von selbst“, so Guggenbichler abschließend.

Rückfragen & Kontakt:

Ing. Udo Guggenbichler
Organisator des Wiener Akademikerballs
0664/6196008

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