Franz-Grabner-Preis erstmals verliehen: „Unten“ beste Kinodoku, „Menschen & Mächte: Flucht in die Freiheit“ beste TV-Doku

Preisträger bei Diagonale-Festakt in Graz ausgezeichnet

Wien (OTS) Erstmals wurde heute, am Donnerstag, dem 30. März 2017, mit dem Franz-Grabner-Preis ein neuer österreichischer Dokumentarfilmpreis im Rahmen der Diagonale vergeben. Die Auszeichnung im Andenken an den 2015 verstorbenen ORF-Journalisten und langjährigen Leiter des Ressorts ORF-TV-Kulturdoku würdigt humanistisches Filmschaffen in den Kategorien Film und TV. Der mit jeweils 5.000 Euro dotierte Preis, gestiftet von den Produktionsverbänden AAFP und Film Austria sowie dem ORF, ging an die Produktionen „Unten“ von Djordje Čenić und Hermann Peseckas als „Bester Kinodokumentarfilm“ sowie an „Menschen & Mächte – Flucht in die Freiheit“ von Andreas Pfeifer und Andreas Novak als „Bester Fernsehdokumentarfilm“. Die Verleihung des Franz-Grabner-Preises 2017 fand im Rahmen eines Festaktes – mit Unterstützung von Fernsehfonds Austria und Bundeskanzleramt (BKA) – im Grazer Hotel Wiesler statt, in Anwesenheit von u. a. den vier Preisträgern, dem Diagonale-Intendantenduo Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, der aktuellen Leiterin der ORF-TV-Kulturdoku Sharon Nuni, Vertretern der beiden Produktionsverbände wie u. a. Dr. Kurt Stocker (Film Austria) und Ralph Wieser (AAFP), weiters RTR-Geschäftsführer Dr. Alfred Grinschgl, BKA-Abteilungsleiterin für Film Dr. Barbara Fränzen, und der Familie Franz Grabners, dessen Tochter Katharina die Auszeichnungen in Form von Statuen – designed von Veech x Veech – persönlich überreichte.

Jurybegründungen: „Aufgreifen und Bewältigen einer komplizierten Thematik“ und „Statement gegen Geschichtsvergessenheit“

Mit der Bewertung der nominierten Filmproduktionen war eine fünfköpfige Expertenjury befasst, bestehend aus Karin Berger (Filmemacherin, AT), Susanne Biermann (Redakteurin ARTE, FR), Hans Robert Eisenhauer (Geschäftsführer Ventana Film- und Fernsehproduktion, Berlin, DE), Irene Klünder (Geschäftsführerin Haus des Dokumentarfilms, Europäisches Medienforum Stuttgart, DE) und Paul Pauwels (Direktor EDN – European Documentary Network, Kopenhagen, DK). Ihre Entscheidung begründete die Jury folgendermaßen:

„Unten“, die autobiografische Zeitreise in das ehemalige Jugoslawien auf den Spuren der Generation Gastarbeiter von den 1970er Jahren bis heute mit Djordje Čenić als Protagonist und Erzähler, besticht durch ihre „offene und lockere Erzählweise, das scheinbar mühelose Verweben von subjektiv Erlebtem und historischen Fakten, das Aufgreifen und Bewältigen einer komplizierten Thematik, die in dieser Weise noch kaum behandelt wurde und die persönliche Suche und Konfrontation, an der das Publikum teilnehmen darf“ – so ein Auszug aus der Begründung. In „Unten“ erzählen die Filmemacher Djordje Čenić und Hermann Peseckas vom Fremdsein und den Versuchen dazuzugehören, von Klassengegensätzen und dem Alltag einer jugoslawischen Arbeiterfamilie in Linz, von der Tragik der Kriege in Ex-Jugoslawien verbunden mit der Familiengeschichte, von politischen und persönlichen Zerrissenheiten.

„Flucht in die Freiheit“ – eine Dokumentation der ORF-Reihe „Menschen & Mächte“ über Erfahrungen und Grenzerfahrungen von Flucht und Flüchtlingshilfe anlässlich 60 Jahre Ungarnaufstand 1956 – sei „in einer Zeit der brutalen Abschottung, einer fragwürdigen, sogenannten ‚Grenzsicherung‘ und populistischer Rhetorik ein Statement gegen die Geschichtsvergessenheit, die sich in der aktuellen Diskussion über das Flüchtlingsthema manifestiert. Sorgfältig ausgewähltes, zum Teil bisher unbekanntes Archivmaterial, verstärkt den Eindruck der historischen Rolle, die die Grenze zwischen Ungarn und Österreich als politischer Schnittpunkt im Laufe der jüngeren Geschichte immer wieder innehatte.“ – so die Jury. Der Film von Andreas Pfeifer und Andreas Novak führt auf drei Ebenen von der historischen Aufarbeitung der Ereignisse und Beweggründe des Aufstands über den Abbau des Eisernen Vorhangs bis zur Abschottungspolitik der Gegenwart.

ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl: „Filme, die gerade in einer Zeit brüchiger Gesellschaften eine besondere Bedeutung haben“

Über die Vergabe des ersten Franz-Grabner-Preises zeigt sich u. a. ORF-TV-Kultuchef Martin Traxl hoch erfreut. „Franz Grabner war der Inbegriff gesellschaftspolitischen Engagements mit hohem aufklärerischem Anspruch. In seinem Sinne wollen wir TV- und Kinodokumentationen würdigen, die sich durch humanistische Botschaften und den Mut zum persönlichen Zugang auszeichnen – Filme, die gerade in einer Zeit brüchiger Gesellschaften eine besondere Bedeutung haben“, so Traxl, der Franz Grabners letzter direkter ORF-Vorgesetzter war.

Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, Intendanten der Diagonale, die der neuen Dokumentarfilmauszeichnung als Plattform dient, betonen ebenfalls: „Der Franz-Grabner-Preis würdigt Dokumentarfilmschaffen mit hellwacher Grundgesinnung und humanistischer Haltung. Eine Auszeichnung als Plädoyer für möglichst diverse Blicke auf diese eine, unsere Welt. Ein Preis, der zurzeit dringlicher ist als je zuvor und dabei im besten Fall den Zeitgeist kritisch hinterfragt.“

Initiiert wurde der Franz-Grabner-Preis von Familie Grabner, AAFP, Film Austria, ORF und der Diagonale mit dem Ziel, Filmschaffende für ihren im ethischen und moralischen Sinne verantwortungsvollen und glaubwürdigen Umgang mit dem Medium zu prämieren und diesen damit weiter zu fördern.

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