Filmabend im Parlament zur Geschichte der Tiroler Wehrmachtsdeserteure

Karlheinz Kopf würdigt die, „die nicht bereit waren mitzumachen“

Wien (PK) Sie waren nicht bereit mitzumachen. Deserteure und Kriegsdienstverweigerer spielten in Nord- und Südtirol eine zentrale Rolle im Kampf gegen Wehrmacht und SS. Ein Film- und Diskussionsabend im Parlament würdigte heute ihren Beitrag zur Befreiung und erinnerte dabei an ein fast schon vergessenes Kapitel der Zeitgeschichte.

Eine ORF-Dokumentation von Bert Breit aus dem Jahr 1995 unter dem Titel „Wir waren nicht bereit mitzumachen“ beleuchtete die Geschichte der Deserteure in Südtirol, während „Verfemt – Die Deserteure im Vomperloch“ von Georg Laich aus dem Jahr 2015 den Blick auf Nordtirol richtet, wo eine Gruppe von Deserteuren in einem entlegenen Seitental unweit von Innsbruck zwei Winter ausharrte. Beide Filme erzählen vom schwierigen Überleben, aber auch von Verfolgung und Tod und sparen dabei auch den widersprüchlichen Umgang mit dem Thema in der Zeit nach dem Krieg nicht aus.

Kopf: Geschichte der Deserteure wurde lange Zeit ausgeblendet

Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz Kopf, der als Gastgeber neben Bundesratspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann und dem ehemaligen Nationalratspräsidenten Andreas Khol auch den Sprecher des Komitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“, Richard Wadani, sowie zahlreiche Angehörige von Deserteuren begrüßen konnte, erinnerte an den langen Weg bis zur vollen gesetzlichen Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure im Jahr 2009. Während des Krieges seien die Deserteure als Verräter verfolgt worden, aber auch nach dem Krieg habe man sie oft gesellschaftlich geächtet. Die heutige Veranstaltung sieht Kopf nun als Beitrag, Licht in ein Thema zu bringen, das jahrelang aus der zeitgeschichtlichen Wahrnehmung ausgeblendet war.

Gahr: Deserteure sind Teil einer gemeinsamen Geschichte von Nord- und Südtirol

Es sei lange geschwiegen worden, bestätigte auch der Obmann des Südtirol-Unterausschusses, ÖVP-Abgeordneter Hermann Gahr. Die Geschichte der Wehrmachtsdeserteure sei ein sensibles Thema, das in einem gewissen Maß spaltet. Die beiden Dokumentationen bieten nicht nur eine Chance für die historische Aufarbeitung, sie zeigen auch, „dass es ein gemeinsames Tirol mit einer gemeinsamen Geschichte gibt“, betonte der Tiroler Mandatar.

Podiumsgespräch: Geschichte der Wehrmachtsdeserteure darf nicht vergessen werden

In einem Podiumsgespräch, das Georg Laich vom ORF Tirol moderierte, erinnerte die Historikerin Martha Verhofer aus Bozen an die Unterstützung der Deserteure durch die Frauen, die selbst oft Opfer von Sippenhaft wurden. Hubert Innerebner berichtete von positiven Reaktionen auf sein öffentliches Bekenntnis zu seinem Vater, einem Deserteur aus dem Vomperloch, meinte aber, man habe dieses „lästige Thema“ in der Nachkriegszeit lange nicht aufgearbeitet. Das gesellschaftliche Umfeld habe sich mittlerweile geändert, es sei einiges in Bewegung geraten, konstatierte der Wiener Historiker Peter Pirker unter Hinweis auf das Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz. Hier knüpfte auch Matthias Breit an, der in Absam ein Museum mit einer der Geschichte der Deserteure gewidmeten Abteilung leitet. Er appellierte in diesem Zusammenhang mit Nachdruck an das Parlament, ein Zeichen der Erinnerung für den ehemaligen Deserteur Franz Weber zu setzen, der nach dem Krieg als Nationalratsabgeordneter und Mitglied des Bundesrats im Hohen Haus tätig war. (Schluss) hof

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments unter www.parlament.gv.at/SERV/FOTO/ARCHIV

Rückfragen & Kontakt:

Pressedienst der Parlamentsdirektion
Parlamentskorrespondenz
Tel. +43 1 40110/2272
pressedienst@parlament.gv.at

http://www.parlament.gv.at
www.facebook.com/ParlamentWien
www.twitter.com/oeparl

[ad_2]

Quelle

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at

(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.

Leave a Reply