„Falsche Juden“ in der deutschsprachigen Literatur

Simon Wiesenthal Lecture von Nike Thurn, Universität Bielefeld

Wien (OTS) „Warum gibt sich jemand als Jude aus? Hat man nicht genug andere Schwierigkeiten, ohne auch noch Jude sein zu wollen?“ Das Unverständnis in der Frage des amerikanischen Literaturwissenschaftlers Sander L. Gilman ist nachvollziehbar – und doch finden sich in der deutschspra-chigen Literatur zahlreiche Figuren, die eine jüdische Identität fingieren oder von anderen fälschlicherweise als Juden gehalten werden, die irrtümlich davon ausgehen, Juden zu sein, oder von anderen zu solchen ‚gemacht‘ werden. Das wiederholte Auftauchen solcher Figuren – über Jahrhunderte und historische Zäsuren hinweg – wirft Fragen auf: Was verraten sie über (antisemitische und philosemitische) Zuschreibungs-prozesse, was darüber, was jeweils für ‚typisch jüdisch‘ gehalten wird? Welche Rolle spielen sie in Inszenierungen von Tätern und Opfern, von Macht und Bedrohung, Prestige und Stigma? Wozu dient das Spiel mit Identitäten, Rollen und Zuschreibungen vor und wozu nach 1945? Werden Stereotype ‚des Juden‘ durch diese ‚falschen Juden‘ fortgeschrieben – oder gelingt es hierdurch im Gegenteil, sie zu unterlaufen? Anhand ausgewählter literarischer Beispiele zeigt Nike Thurn in ihrem Vortrag die Bandbreite dieses literarischen Motivs im Laufe und Wandel der Zeit.

Nike THURN ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Sie forscht und lehrt an der Universität Bielefeld u.a. zu Literarischem Antisemitismus. Ihr Buch Falsche Juden“. Performative jüdische Identitäten in der deutschsprachigen Literatur von Lessing bis Walser  ist 2015 im Wallstein Verlag erschienen.

„Falsche Juden“ in der deutschsprachigen Literatur. Zur Variation und Beständigkeit eines literarischen Motivs.

Simon Wiesenthal Lecture von Dr. Nike Thurn

Moderation: Dr. Béla Rásky, Leiter des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI)

Datum: 14.12.2017, 18:30 – 20:00 Uhr

Ort: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Dachfoyer
Minoritenplatz 1, 1010 Wien, Österreich

Url: http://www.vwi.ac.at

Rückfragen & Kontakt:

Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Dr. Jana Starek
+43-1-890 15 14-150
jana.starek@vwi.ac.at
www.vwi.ac.at

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