Das Architekturzentrum Wien trauert um Franz Kiener (9.4.1926–13.2.2023)

Wien (OTS) Franz Kiener hat als wichtiger Vertreter der Nachkriegsmoderne die österreichische Architekturgeschichte maßgeblich mitgeprägt. Sein Archiv ist seit 2016 Teil der Sammlung des Architekturzentrum Wien.

Kiener gehörte jener Generation an, die direkt von der Schulbank eingezogen wurde und ihre Ausbildung erst nach dem Zweiten Weltkrieg fortsetzen konnte. 1946 holte er die Matura bei Holzmeisterschüler Hermann Rehrl an der Staatsgewerbeschule in Salzburg nach – eine Kaderschmiede ersten Ranges, wenn man die Absolventen dieser Jahre betrachtet: Friedrich Achleitner, Johann Georg Gsteu, Friedrich Kurrent, Wilhelm Holzbauer, Hans Puchhammer und Franz Kiener. Wie viele seiner Schulkollegen zog es auch den jungen Oberösterreicher anschließend in die Architekturklasse von Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Neben Holzmeister wurde dort vor allem Eugen Wachberger eine wichtige Figur. Von 1949–1956 war Franz Kiener Mitarbeiter in dessen Architekturbüro in Wien.

Kieners Bauten sind – auch beeinflusst von Konrad Wachsmann, dessen erstes Sommerseminar er 1956 in Salzburg besuchte – geprägt von Themen wie Planen im Raster, modulare Ordnungssysteme und Vorfertigung. Unter seinen zahlreichen Werken sticht das gemeinsam mit Wilhelm Hubatsch und Gustav Peichl 1959 eingereichte innovative Projekt für die „Gartenstadt Süd“ heraus. Der Grundriss dieser großzügigen städtebaulichen Gesamtplanung gleicht einem Schmetterling mit flacher Bebauung, an dessen Kopf ein siebenstöckiges EVN-Verwaltungsgebäude sitzt, das nach wie vor eine Landmark bildet (1963 fertiggestellt). Das 1970–1973 gemeinsam mit Ferdinand Kitt unter Mitarbeit von Gerhard Kleindienst errichtete Bundesrealgymnasium Imst war aufgrund der modularen Bauweise als Stahlskelettbau und der flexiblen Innenraumgestaltung in Leichtbauweise programmatisch und wegweisend. Die Schule ist bis heute weitgehend unverändert und mittlerweile denkmalgeschützt erhalten. Weniger als Wohnmanifeste denn als behutsame Zuschnitte auf die Bedürfnisse ihrer Bewohner*innen gelten die vielen Einfamilienhäuser, die Franz Kiener über die Jahrzehnte baute. Mit der Modellsanierung der Architekturikone des Roten Wien, dem Karl-Marx-Hof, begann seine langjährige Tätigkeit in der Wiener Stadterneuerung.

Franz Kiener war ab 1952 Mitglied der Zentralvereinigung der Architekt*innen Österreichs, davon über 40 Jahre lang im Vorstand (1966–2008). Sein umfangreiches Œuvre ist gerade auf dem Weg der Wiederentdeckung und die erste Monografie über Franz Kiener erschien noch zu Lebzeiten. Seine Zeitzeugenschaft endet nun zwar nach rund 70 Jahren aktiver Architektenlaufbahn – seine Bauten jedoch bleiben und bereichern die Architekturgeschichte nachhaltig.

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