Das Aids Hilfe Haus Wien wird 20 Jahre – neue Zeiten bringen neue Herausforderungen

<i> </i>„<i>Über 4000 Personen nutzen jährlich das kostenlose und anonyme Testangebot der Aids Hilfe Wien,</i>“ erklärt Wolfgang Wilhelm.<i> „Wichtig ist, sich gut zu informieren, das eigene Verhalten safe zu gestalten und sich regelmäßig testen zu lassen.</i>

Wolfgang Wilhelm, Obmann der Aids Hilfe Wien

<i>Die Aids Hilfe Wien leistet hier mit ihrer Expertise einen wertvollen Beitrag und die durch das Treffen ermöglichte Vernetzung wird von allen Stakeholdern gut genutzt. So kann effizienter zusammengearbeitet und Ressourcen können besser genutzt werden. Gemeinsam analysieren wir hier epidemiologische Zahlen und entwickeln wirksame Maßnahmen auf Wiener Ebene. Unser Ziel ist es, Menschen in ihren Lebensrealitäten ernst zu nehmen und abzuholen, Neuinfektionen zu verhindern,
infizierten Menschen gut und schnell die modernsten Therapien anbieten zu können und die Lebenssituation von Menschen mit HIV generell zu verbessern.“</i>

Stadträtin Sandra Frauenberger

Die Angebote der Aids Hilfe Wien in diesem Bereich sind daher besonders wichtig. Der Kampf gegen AIDS und gegen Diskriminierung und für die Gleichberechtigung aller Menschen ist unser gemeinsames Anliegen.

Stadtrat Jürgen Czernohorszky

„<i>Wir arbeiten sehr eng mit jenen Menschen zusammen, die unsere Angebote nutzen. Nur so können wir auf Änderungen im Lebensstil oder in der Gesellschaft entsprechend reagieren</i>

Isabell Eibl, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien

Wien (OTS) - Bei der heutigen Pressekonferenz der Aids Hilfe Wien informierten Stadträtin Sandra Frauenberger, Stadtrat Jürgen Czernohorszky, Obmann Wolfgang Wilhelm und Geschäftsführerin Isabell Eibl anlässlich der Feier „20 Jahre Aids Hilfe Haus Wien“, über vergangene und künftige Herausforderungen im Kampf gegen HIV/AIDS.

Am 1. Dezember 1997 wurde das Aids Hilfe Haus Wien am Mariahilfer Gürtel 4 offiziell eröffnet. Vor 1997 war die Aids Hilfe Wien mit ihren Arbeitsbereichen in verschiedenen Wohnungen im achten Wiener Gemeindebezirk untergebracht. Mit dem Umzug ins Aids Hilfe Haus entstand in den letzten 20 Jahren ein Symbol der Solidarität mit Menschen mit HIV/AIDS und ihren Angehörigen. Das Haus beherbergt heute neben der Aids Hilfe Wien auch Diversity Care Wien, eine kultur- und lebensweltorientierte Pflegeeinrichtung, die Selbsthilfegruppe Positiver Dialog sowie die Hämophiliegesellschaft. „Das Aids Hilfe Haus Wien ist ein internationales Vorzeigeobjekt und ein zentraler Ort der Beratung, Testung und Prävention in Wien“, sagt Wolfgang Wilhelm, Obmann der Aids Hilfe Wien. „Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag und Geburtstag unseres Hauses. Wir laden herzlich ein, zu uns ins Aids Hilfe Haus am Mariahilfer Gürtel 4 zu kommen, sich testen zu lassen, sich zu informieren und mit uns zu feiern“, so Wilhelm.

Vieles hat sich in diesen 20 Jahren weiterentwickelt: Dank des medizinischen Fortschritts haben Menschen mit HIV heute eine annähernd gleiche Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV. Die modernen HIV-Therapien haben aber nicht nur einen individuellen, sondern auch einen präventiven Nutzen, denn wer wirkungsvoll therapiert wird und seine Medikamente täglich einnimmt, kann das Virus nicht mehr weitergeben. ExpertInnen nennen das „TasP - Therapy as Prevention“. Aktuelle Empfehlungen, wie der rasche Therapiestart nach einer HIV-Diagnose, sprechen für eine möglichst frühe Erkennung der Infektion. Dafür ist das niederschwellige Testangebot der Aids Hilfe Wien eine wichtige Voraussetzung, die auch gut angenommen wird. Über 4000 Personen nutzen jährlich das kostenlose und anonyme Testangebot der Aids Hilfe Wien,“ erklärt Wolfgang Wilhelm. „Wichtig ist, sich gut zu informieren, das eigene Verhalten safe zu gestalten und sich regelmäßig testen zu lassen. Insbesondere gilt dies für die sogenannten Schlüsselpopulationen, also Menschen, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind sich mit HIV zu infizieren: Etwa schwule und bisexuelle Männer, Transgender-Personen, MigrantInnen, Menschen in Haft und SexarbeiterInnen, aber auch heterosexuelle Menschen, die wechselnde SexualpartnerInnen haben“, so Wilhelm. Um die Hemmschwelle, zum Test zu gehen, noch niedriger zu gestalten, bietet die Aids Hilfe Wien schon seit 2011 Test und Beratung nicht nur im Aids Hilfe Haus, sondern auch an Community-Orten an, etwa in queeren Lokalen und Einrichtungen für MigrantInnen. Mit jährlich 20-30 HIV-Neudiagnosen leistet die Aids Hilfe Wien einen substantiellen Beitrag in der Diagnostik und damit in der effektiven Bekämpfung der Epidemie.

Die Stadt Wien engagierte sich weiterhin, auch als Mitglied im Fast-Track Cities Netzwerk

1997 hat die Stadt Wien mit großzügiger finanzieller Unterstützung das Aids Hilfe Haus ermöglicht und ist seitdem ein wichtiger Fördergeber der Aids Hilfe Wien. Am 7. Juni 2017 hat die Stadt Wien durch den Beitritt zum internationalen Fast-Track Cities Netzwerk ihr anhaltendes Engagement erneut unter Beweis gestellt. Im Zuge dessen lud die Stadt Wien bereits im Sommer wichtige Stakeholder zu einem Vernetzungstreffen an einen Tisch. Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger sieht großen Nutzen in dieser neuen Initiative: Die Aids Hilfe Wien leistet hier mit ihrer Expertise einen wertvollen Beitrag und die durch das Treffen ermöglichte Vernetzung wird von allen Stakeholdern gut genutzt. So kann effizienter zusammengearbeitet und Ressourcen können besser genutzt werden. Gemeinsam analysieren wir hier epidemiologische Zahlen und entwickeln wirksame Maßnahmen auf Wiener Ebene. Unser Ziel ist es, Menschen in ihren Lebensrealitäten ernst zu nehmen und abzuholen, Neuinfektionen zu verhindern, infizierten Menschen gut und schnell die modernsten Therapien anbieten zu können und die Lebenssituation von Menschen mit HIV generell zu verbessern.“

Die Initiative „Fast-Track Cities“ wurde am Welt-AIDS-Tag 2014 in Paris gestartet und wird von internationalen Organisationen wie UNAIDS (United Nations Programme on HIV/AIDS), IAPAC (International Association of Providers of AIDS Care) und UN-Habitat (United Nations Human Settlements Programme) unterstützt. Mehr als 70 Städte weltweit haben seither die Pariser Deklaration unterschrieben, unter ihnen Amsterdam, Berlin, Brüssel und Genf. Ihre Unterschrift steht für das gemeinsame Bestreben, bestimmte Communities zu unterstützen sowie Präventions-, Diagnose- und klinische Angebote zu fördern, um die von UNAIDS definierten 90-90-90 Ziele rascher zu erreichen:

  • 90% der Menschen mit HIV kennen ihren Status,
  • davon sind 90% unter wirksamer HIV Therapie und
  • davon liegt bei 90% die Virenmenge im Blut unter der Nachweisgrenze.

 Soziales AIDS, Diskriminierung und Stigmatisierung bekämpfen

Voraussetzung zur Erreichung der 90-90-90 Ziele ist auch ein personenzentrierter Behandlungs- und Betreuungsprozess, der neben der medizinischen Komponente auch das Soziale AIDS, also Diskriminierung und Stigmatisierung von HIV-positiven Menschen, im Fokus hat und aktiv bekämpft. Denn im Gegensatz zur Medizin hat sich der Umgang der Gesellschaft mit dem Thema HIV/AIDS und HIV-positiven Menschen nicht in gleicher Geschwindigkeit entwickelt. Nach wie vor berichten Personen mit HIV/AIDS über erlebte Diskriminierung in verschiedenen Bereichen. Reale und befürchtete Diskriminierungen sind auch die größte Barriere, um HIV offen anzusprechen, sich testen zu lassen und Therapie in Anspruch zu nehmen.

„Die Diskriminierung bestimmter Personengruppen aufgrund der Assoziation mit HIV/AIDS hat verheerende Folgen und treibt die Epidemie voran statt sie zu stoppen. Gerade Menschen, die aufgrund verschiedener Faktoren besonders vulnerabel sind, sich mit HIV zu infizieren, benötigen unsere Solidarität und Unterstützung“, betont Antidiskriminierungs- und Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky. „Die Angebote der Aids Hilfe Wien in diesem Bereich sind daher besonders wichtig. Der Kampf gegen AIDS und gegen Diskriminierung und für die Gleichberechtigung aller Menschen ist unser gemeinsames Anliegen.“, so Czernohorszky.

Um HIV-assoziierter Diskriminierung entgegenzuwirken, hat die Aids Hilfe Wien 2013 eine nationale Diskriminierungsmeldestelle eingerichtet. Hier werden Diskriminierungen aus ganz Österreich systematisch erfasst und Opfer von HIV-bezogener Diskriminierung anonym und kostenfrei beraten und unterstützt. Die enge Zusammenarbeit mit der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen sowie anderen wichtigen Institutionen erfolgt im Sinne der KlientInnen und ermöglicht bei Bedarf eine Expertisen-Erweiterung.

„Biomedizinische HIV-Prävention zeigt Erfolge“

Testangebote außerhalb des Aids Hilfe Hauses und die Einrichtung einer Diskriminierungsmeldestelle sind nur zwei Beispiele von vielen, wie die Bedürfnisse der Zielgruppen in den Angeboten der Aids Hilfe Wien berücksichtigt wurden und werden.Wir arbeiten sehr eng mit jenen Menschen zusammen, die unsere Angebote nutzen. Nur so können wir auf Änderungen im Lebensstil oder in der Gesellschaft entsprechend reagieren, sagt Isabell Eibl, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien. Auch im biomedizinischen und diagnostischen Bereich hat es in den letzten Jahren viele neue Errungenschaften gegeben, die die Arbeit der Aids Hilfe Wien beeinflussen. Seit 2016 sind HIV-Medikamente auch als Schutz vor einer HIV-Infektion als PrEP (Präexpositionelle Prophylaxe) in Österreich zugelassen und ergänzen die seit Jahrzehnten bewährte Prävention durch Kondome. Insbesondere im Rahmen der zielgruppenspezifischen Prävention und der individuellen Beratung im Rahmen des Testangebots müssen daher sowohl die Möglichkeiten, als auch die Grenzen der biomedizinischen Prävention adäquat kommuniziert werden. „Die PrEP-Einnahme ist nur für HIV-negative Personen mit erhöhtem Risiko empfehlenswert und nicht für jedermann/frau. Hier muss vor allem über die richtige Einnahme und die Wichtigkeit der begleitenden, regelmäßigen, medizinischen Untersuchungen informiert werden. Außerdem schützt die PrEP nur vor einer HIV-Übertragung und nicht vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen, die nur durch regelmäßige Tests erkannt und behandelt werden können“, so Eibl.

Aus heutiger Sicht darf HIV daher nicht isoliert, sondern muss im Zusammenhang mit anderen sexuell bzw. durch Blut übertragbaren Infektionskrankheiten betrachtet werden. In diesem Sinne ist die Aids Hilfe Wien nicht nur ein interdisziplinäres Kompetenzzentrum für das Thema HIV/AIDS, sondern auch für sexuelle Gesundheit allgemein.

Rückfragen & Kontakt:

Aids Hilfe Wien
Juliana Metyko-Papousek, BA
+43(0)1/59937-82 /
metyko@aids-hilfe-wien.at



Quelle

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