Caritas, WIFO und AMS: „Menschenrecht auf Arbeit muss für alle gelten!“

AMS und WIFO warnen vor verfestigter Arbeitslosigkeit und betonen Bedeutung aktiver Arbeitsmarktpolitik. Caritas warnt vor „Hartz IV“ durch die Hintertüre.

Wien (OTS) Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich im vergangenen Jahr entspannt. Doch noch immer sind knapp 400.000 Menschen in Österreich von Erwerbslosigkeit betroffen. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten oder in Schulung befindlichen Personen ist in Österreich seit der 1. Jobmeile vor zehn Jahren um 50 Prozent gestiegen. „Für eine Entwarnung ist es also zu früh!“, betonte Caritas Präsident Michael Landau bei einer Pressekonferenz anlässlich der 10. Jobmeile in Wien am Mittwoch. „Die Bekämpfung dieser Arbeitslosigkeit muss das erste und oberste Ziel sein, dem sich die Österreichische Bundesregierung verschreibt! Es geht darum, möglichst allen Menschen zu ihrem Menschenrecht auf Arbeit zu verhelfen! Das ist und bleibt eine zentrale Herausforderung für die nächsten Jahre.“ Landau appellierte bei dieser Gelegenheit auch an die politisch Verantwortlichen, erwerbslose Menschen in der öffentlichen Debatte nicht weiter zu diffamieren. „Die Art und Weise wie in den vergangenen Wochen und Monaten in der Politik vielfach von arbeitslosen Menschen gesprochen wurde, ist zum Schämen. Wenn auf eine offene Stelle sechs Arbeitssuchende kommen, dann ist klar: Arbeitsunwilligkeit ist nicht das Thema. Wir haben ein strukturelles Problem am Arbeitsmarkt. Durchschummler sind jene in der Politik, die dieses strukturelle Problem leugnen und die Schuld allein den Betroffenen zuschreiben wollen“, sagte Landau. „Wer von Durchschummlern spricht, soll einmal mit betroffenen Menschen reden und sich ein Bild von der Wirklichkeit machen, statt die Menschen zu diffamieren“, so Landau. 

WIFO & AMS warnen vor verfestigter Arbeitslosigkeit & befürworten aktive Arbeitsmarktpolitik

WIFO-Arbeitsmarktexperte Helmut Mahringer betonte: „Trotz des Wirtschaftsaufschwungs und einer Entspannung am Arbeitsmarkt liegt die Arbeitslosigkeit weiterhin hoch, gerade bei Älteren gesundheitlich Belasteten und Personen, die über keine passende Ausbildung verfügen. In Zukunft wird sich der Schwerpunkt der Arbeitslosigkeit noch mehr hin zu diesen Gruppen verlagern. Es bleibt daher Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken und die Chancen auf eine Teilhabe am Arbeitsleben zu verbessern.“ Mahringer befürwortet daher den Einsatz der Aktiven Arbeitsmarktpolitik: „Wirkungsanalysen belegen, dass die Chancen Arbeitsloser auf eine Teilhabe am Arbeitsleben durch Arbeitsmarktpolitik steigen. Die Beratung und Vermittlung durch das AMS, aber auch Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung oder die Beschäftigung in Sozialökonomischen Betrieben spielen hier eine zentrale Rolle.“ Und auch Petra Draxl verwies in ihrem Statement auf die Wichtigkeit diverser niederschwelliger Jobprojekte: „Je länger Arbeitslosigkeit anhält, desto schwieriger wird es für die Betroffenen, wieder auf dem Jobmarkt Fuß zu fassen. Wer die Möglichkeit hatte, in einem sozialökonomischen Betrieb zu arbeiten, hat es danach deutlich leichter, wieder am Erwerbsleben teilzunehmen. Die Wiener Sozialökonomischen Betriebe und Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekte leisten Großartiges darin, Menschen wieder an ein geregeltes Arbeitsleben heranzuführen.“ 

Caritas warnt vor Hartz IV durch Hintertüre & fordert rechtskonforme Mindestsicherung

Landau forderte bei dem Termin einmal mehr eine rechtskonforme Regelung bei der Mindestsicherung. „Es geht um die Überzeugung, dass die Bedarfsorientierte Mindestsicherung nicht nur vor einem Abrutschen in absolute Armut schützt, sondern, dass sie auch ein Sprungbrett in die Arbeitswelt sein kann. Wir benötigen eine Reform der Mindestsicherung, die an den Nöten der Betroffenen Maß nimmt!  Nicht das billigste, und auch nicht das verfassungswidrigste, sondern das beste Modell ist gefragt!“ 

Die Caritas sieht auch die geplante Abschaffung der Notstandshilfe kritisch. Hier soll bis Jahresende ein Vorschlag vorliegen. „Als Caritas warnen wir vor der Schaffung eines Hartz-IV-Modells in Österreich. Das Ende der Notstandshilfe würde ohne eine entsprechende Alternative mehr Armut, mehr Ungerechtigkeit, weniger Zukunftschancen und einen wachsenden Niedriglohnsektor zur Folge haben. Mehr Kinder- und mehr Altersarmut. Das kann kein Ziel sein.“ Anstatt die Notstandshilfe abzuschaffen und etwa im Bereich der Integrationsarbeit zu sparen, sollten die politisch Verantwortlichen nochmals eine Nachdenkpause einlegen und lieber ihren Einsatz für arbeitslose Menschen verstärken. 

Systematische Senkung der Lohnnebenkosten für Geringverdiener & erweiterter Arbeitsmarkt

„In Österreich leben derzeit 241.000 ganzjährig erwerbstätige Personen in einem Haushalt, der von Einkommensarmut betroffen ist. Aus Sicht der Caritas ist klar: Die Abgaben, die Menschen mit niedrigem Einkommen zahlen müssen, sind zu hoch. Wir brauchen eine systematische Senkung der Lohnnebenkosten für Geringverdiener, und wir brauchen diese Senkung rasch! Das Ziel muss sein, dass Menschen wieder von ihrer Arbeit leben können!“ Darüber hinaus fordert die Caritas einen dauerhaft erweiterten Arbeitsmarkt. Landau: „Für Personen, für die eine Reintegration in den regulären Arbeitsmarkt in absehbarer Zeit keine realistische Option ist, brauchen wir neben Qualifikation und Weiterbildung in wirksamen Projekten auch so etwas wie einen erweiterten Arbeitsmarkt – also ein dauerhaftes, existenzsicherndes Angebot mit hoher Durchlässigkeit zu regulären Jobs.“

Caritas im Einsatz für arbeitslose Menschen

Allein im Jahr 2017 konnte die Caritas 1.253 Arbeitsplätze für langzeitarbeitslose Menschen in 100 Projekten in ganz Österreich anbieten. In Wien ist die Caritas gemeinsam mit dem AMS seit 1990 mit Angeboten am erweiterten Arbeitsmarkt aktiv. Mit Projekten wie dem Restaurant „Inigo“ oder „ArbeitsRaum“ sollen Menschen schrittweise an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden. Die Vermittlungsquote auf den ersten Arbeitsmarkt lag bei bis zu 57 Prozent. www.caritas.at

Rückfragen & Kontakt:

Mag. (FH) Martin Gantner
Presse Caritas der Erzdiözese Wien
1160 Wien, Albrechtskreithgasse 19-21
Mobil: 0664/889 52 760
E-Mail: martin.gantner@caritas-wien.at

Mag. Sebastian Paulick
Pressesprecher Arbeitsmarktservice Wien
1030 Wien, Ungargasse 37
Telefon +43/1/87 871-50 114
Mobil +43/664 383 11 29
sebastian.paulick@ams.at

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