Bundesrat: Vizekanzler Kogler kündigt umfassendes Fitnessprogramm für den österreichischen Sport an

Aktuelle Stunde über Förderpaket für den Sport und mögliche weitere Öffnungsschritte

Wien (PK) Oft sei es im Sport so, dass man nach einem Sturz aus der Kurve fliegt und dann stärker zurückkommt als zuvor, erklärte heute Vizekanzler Werner Kogler in der Aktuellen Stunde des Bundesrats. Unter diesem Gesichtspunkt sehe er auch die vor kurzem präsentierte Initiative der Bundesregierung mit dem Titel „#comebackstronger: Das Fitnessprogramm für Österreichs Sport“, das ein ganzes Bündel an innovativen Maßnahmen enthalte. Ein wichtiger Teil sei davon der Sport-Scheck, durch den eine Rückholaktion von bis zu 100.000 Mitgliedern von Sportvereinen finanziell unterstützt werde. 

Nach Ansicht der SPÖ sollten die Wohnzimmertests als Eintrittskarte für Sportveranstaltungen sowohl im Außen- als auch im Innenbereich anerkannt werden, wodurch weitere Öffnungen möglich wären. Die Freiheitlichen konnten dem Umgang der Regierung mit dem Sportbereich wenig abgewinnen. Sie befürchteten massive Folgeschäden und warnten vor einer „Generation Corona“. Die NEOS forderten erste Öffnungsschritte für Sport im Freien und den Nachwuchssport. Dafür müssten in Kooperation mit den Vereinen und ExpertInnen Sicherheitskonzepte erarbeitet sowie regelmäßige Tests durchgeführt werden.

Kogler: Rückholaktion für bis zu 100.000 Mitglieder von Sportvereinen

Die Bedeutung des Sports bzw. der Bewegung an sich könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, erklärte Vizekanzler Werner Kogler. Gerade die ÖsterreicherInnen hätten im europäischen Vergleich noch einigen Aufholbedarf, was die Anzahl an Jahren betrifft, die in Gesundheit verbracht werden. Gleichzeitig sei man durch die Pandemie gefordert, einen verantwortungsvollen und vernünftigen Umgang mit der Corona-Krise an den Tag zu legen und Perspektiven für die Zukunft zu schaffen. Er glaube auch, dass es kein Land in Europa gebe, das anlässlich der COVID-19-Pandemie mehr Geld für den Sport ausgeschüttet hat als Österreich. Gerade bei den Sportligen- und NPO-Fonds „gehen die Millionen durch die Decke bei der Förderung“. Nun habe man das Programm „#comebackstronger: Das Fitnessprogramm für Österreichs Sport“ auf die Beine gestellt, informierte Kogler. Ein wichtiges Element sei dabei der „Sport-Scheck“, der nicht nur die ökonomische Lage der Vereine verbessern, sondern auch die Rückholung von bis zu 100.000 Mitgliedern zu den Sportvereinen fördern soll.

Im Rahmen von Zusatzprogrammen werden weiters 8 Mio. € für „Kinder gesund bewegen“ zur Verfügung gestellt. Sehr viel mehr Mittel erhalte auch das Projekt „Bewegt im Park“, das u.a. einen ganz niederschwelligen Zugang zu Behindertensport ermögliche. Was die Öffnungsschritte angeht, so sollen davon vor allem die Kinder und Jugendlichen profitieren, hob Kogler hervor. Wichtige Erkenntnisse erwarte er sich vom Vorarlberger Modell, weil dort auch eine umfassende Teststrategie erprobt werde. Man habe aber von Anfang an darauf geschaut, so weit zu öffnen wie möglich, da „Geisterspiele“ besser seien als gar keine. Auch Tennisspielen im Freien, Eislaufen oder Schifahren waren immer möglich. Letztlich hänge aber alles vom allgemeinen Infektionsgeschehen ab, auf das immer Rücksicht genommen werden müsse, räumte Kogler ein. Also „locker bleiben, vorwärts schauen und zurückkämpfen“, laute die Devise.

Grüne und ÖVP sehen gute Chancen für ein kraftvolles Comeback des Sports

Für seine Partei war es immer wichtig, dass der Sport bei den Öffnungsschritten vorne dabei ist, bekräftigte Bundesrat Andreas Lackner (Grüne/St). Er freue sich daher sehr darüber, dass ab Montag das Training für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren im Freien wieder aufgenommen werden könne. Ebenso wie Vizekanzler Kogler ging er näher auf die von der Regierung gestartete Initiative #comebackstronger ein, die es dem Sport ermögliche, ein glanzvolles Comeback zu feiern. Lackner war überzeugt davon, dass gerade mit dem Sportscheck ein gutes Instrument entwickelt wurde, um den Vereinen den Weg aus der Krise zu ebnen. Es sollen damit insgesamt 100.000 Jahresmitgliedschaften gefördert werden, die bis zu 500.000 Stunden Bewegung auslösen. Der Fokus liege dabei auf den Kindern und Jugendlichen, die unter der Gesundheitskrise am meisten gelitten hätten. Es werde nicht nur Gutscheinhefte für Schnupperkurse geben, sondern vor allem Bewegungsangebote für sozial Benachteiligte, Jungmütter und junge Menschen.

Einen Schwerpunkt setze man zudem im Schulbereich, wo es das Ziel sei, zwei Mal täglich Bewegungsinterventionen zu etablieren. Weiters soll Distance Teaching forciert, die Sportinfrastruktur auch an Wochenenden und in den Ferien geöffnet sowie Unterstufen-Realgymnasien mit sportlichem Schwerpunkt implementiert werden. Als weitere Maßnahmen führte Lackner den Ausbau des Programms „Bewegt im Park“, spezielle Angebote für Bewegungsmuffel und Sport-WiedereinstiegerInnen oder die Förderung der dualen Karriere Leistungssport und Lehre an.

Im Gegensatz zu den Freiheitlichen, die unter anderem von einem „Testwahnsinn“ sprechen und nicht vor der Teilnahme Demonstrationen mit Rechtsradikalen zurückschrecken, setze die Regierung eben auf einen verantwortungsvollen Umgang mit der Krise und arbeite an konstruktiven Lösungen, unterstrich Bundesrat Marco Schreuder (Grüne/W).

Der Sport habe nicht nur einen positiven Effekt auf Gesundheit und Psyche, sondern er sei auch ein äußerst relevanter und oft unterschätzter Wirtschaftsfaktor, erklärte Bundesrätin Heike Eder (ÖVP/V). Sein Anteil am BIP sei etwa sechs Mal so hoch wie jener der Landwirtschaft. Obwohl die Sportverbände auch in der Krise sehr kreative Lösungen entwickelt hätten, stehe der gesamte Sektor vor großen Herausforderungen. Auf finanzieller Seite habe die Regierung durch die Mittel aus dem NPO-Unterstützungsfonds, dem Sporthilfefonds sowie durch die steuerfreie Auszahlungsmöglichkeit der pauschalen Aufwandsentschädigung rasch Hilfe geleistet. Da es aber auch Maßnahmen zur Gewinnung und Rückgewinnung von Vereinsmitgliedern brauche, wurde das Programm #comebackstronger entwickelt. Ein besonderes Anliegen von ihr waren der Ausbau von Bewegungsangeboten für Kinder und Jugendliche, die es im letzten Jahr besonders schwer hatten. In ihrem Heimatland Vorarlberg werden ab nächster Woche noch weiterführende Öffnungsschritte möglich sein, wobei für die Teilnahme an Indoor-Sport-Aktivitäten die Durchführung von Tests vor Ort erforderlich sein soll. Es werde damit zwar neues Terrain betreten, aber sie hoffe, dass sich diese Vorgangsweise bewähre und beispielgebend für ganz Österreich sei. Auch ihr Fraktionskollege Bernhard Hirczy (ÖVP/B) begrüßte die neue Sportinitiative der Regierung, die unter dem Motto stehe, so viele Einschränkungen wie nötig und so viel Bewegung wie möglich.

SPÖ: Wohnzimmertests sollen als Eintrittskarte für sportliche Aktivitäten anerkannt werden

Finanzielle Hilfen alleine seien für den Sport, der seit einem Jahr fast still stehe, zu wenig, bemängelte Bundesrat David Egger (SPÖ/S). Es brauche Perspektiven für die Menschen, die seit vielen Monaten zu Hause sitzen, ihren Hobbys nicht nachgehen und nicht trainieren können. Viele fragen sich, warum man etwa in Baumärkten oder Möbelgeschäften gedrängt an der Kassa stehen dürfe, aber nicht Tennis spielen könne. Seiner Meinung nach müsste bei den Öffnungsschritten viel mehr Tempo gemacht werden, zumal es umfassende Sicherheitskonzepte gebe. Außerdem sollten nach Ansicht seiner Fraktion die Wohnzimmertests als Eintrittskarte für Sportveranstaltungen sowohl im Außen- als auch im Innenbereich anerkannt werden. Weiters erneuerte er die Forderung nach der Einführung einer täglichen Turnstunde in allen Schulen, die noch immer nicht umgesetzt worden sei.

Es müsse alles daran gesetzt werden, insbesondere den Kindern die Freude an der Bewegung, und das nicht nur im Rahmen von Vereinen, wieder zurückzugeben, schloss sich auch Bundesrätin Daniela Gruber-Pruner (SPÖ/W) ihrem Vorredner an. Die stark gestiegenen Anfragen bei Beratungsstellen und die Zunahme an PatientInnen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zeigten, dass es vielen jungen Menschen schlecht gehe. Entsprechende Warnungen gab es aber schon seit vielen Monaten, leider habe die Regierung zu spät reagiert. Auch die massive Ausweitung der Testangebote, die von der SPÖ seit langem gefordert wurden, sei zu spät erfolgt.

FPÖ befürchtet massive Folgeschäden für Kinder und Jugendliche durch Sportverbote

Viel Kritik kam von Seiten der freiheitlichen BundesrätInnen, die vor allem auf Versäumnisse beim Umgang mit dem Nachwuchssport sowie auf den durch die Verbote verursachten Bewegungsmangel bei den Kindern und Jugendlichen hinwiesen. Trotz der Corona-Krise hätte es zahlreiche Möglichkeiten gegeben, um Trainings oder Wettkämpfe durchzuführen, gab etwa Markus Leinfellner (FPÖ/St) zu bedenken. Wenn die Regierung ihre eigene Teststrategie ernst nehme, dann hätte sie schon längst auch Tests im Sport einführen müssen. Er fürchte, dass eine „Generation Corona“ heranwachsen werde, da laut Studien bereits 50% der Kinder mehr als fünf Stunden am Tag mit dem Mobiltelefon verbringen. Besonders besorgniserregend sei, dass 16% der Kinder regelmäßig Suizidgedanken haben. Anstatt zu sehen, dass Bewegung wichtig für das Immunsystem sei, propagiere die Regierung „den Sport als etwas Böses“. In dasselbe Horn stieß Bundesrätin Marlies Steiner-Wieser (FPÖ/S), die die Bedeutung des Sports für Jugendliche als Prävention gegen Krankheiten und Suchtmittel sowie zur Stärkung der Persönlichkeit hervorhob. Wenn von Seiten der Regierungsfraktionen so oft das Wort Verantwortung in den Mund genommen werde, dann frage sie sich, wer die Verantwortung für die überfüllten Stationen in den Bereichen Kinder- und Jugendpsychiatrie übernehme. Sie erwarte sich daher, dass Bundesminister Kogler mit sofortiger Wirkung die Sportstätten öffne.

NEOS: Öffnung von Sportstätten mit klaren Auflagen und Sicherheitskonzepten im Sinne der Jugendlichen

Die positive Wirkung von Sport gehe weit über den gesundheitlichen Aspekt hinaus, urteilte Bundesrat Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS/W). Sport sei Hobby, persönliches Lebensziel, sozialer Treffpunkt, integrativer Motor und vieles mehr. Die Bewältigung der Pandemie koste allen Menschen viel Kraft und eine baldige Rückkehr zum normalen Leben sei auch aufgrund der Fehler der Bundesregierung so schnell nicht realisierbar. Es müssten nun jedenfalls rasch Konzepte vorgelegt werde, wie schrittweise mehr Sport ermöglicht werden könne. Dies sei insbesondere für die Kinder und Jugendlichen ganz wichtig, schloss sich Arlamovsky seinen VorrednerInnen an. Die bestehenden Verbote hätten nicht nur negative Auswirkungen auf den Nachwuchssport, auch der psychische Druck aufgrund der Lockdowns und der Isolation steigen stetig an. Kritik übte er zudem an der inkonsequenten Haltung der Regierung zum Thema Sport im Freien, was das Verständnis für die Corona-Maßnahmen wesentlich beeinträchtigt habe. Die NEOS fordern daher Öffnungsschritte für Sport im Freien und den Nachwuchssport, wobei klare Auflagen festgelegt und Sicherheitskonzepte mit ExpertInnen und Vereinen erarbeitet werden müssten. (Fortsetzung Bundesrat) sue

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