Bundeskanzler Sebastian Kurz auf Ö3 über Entscheidungen, Wirtschaftskrise & Fehler: „Keiner trifft immer den perfekten Ton“

Wien (OTS) Rund drei Monate nachdem der erste Corona-Fall in Österreich gemeldet wurde, zieht Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in Ö3-„Frühstück bei mir“ Bilanz. Alle großen Entscheidungen – auch die des Lockdowns – würde er wieder fällen, obwohl Österreich in der größten Wirtschaftskrise der Zweiten Republik steckt: „Wir wissen, dass Gesundheit und Wirtschaft kein Widerspruch sind. Die Länder, die auch wirtschaftlich gut durch diese Krise kommen, sind die Länder, die früh und hart reagiert haben.“ Allerdings räumt er, besonders bei seiner oft kritisierten Angstrhetorik („Jeder wird jemanden kennen, der an Corona gestorben ist.“) Fehler ein: „Keiner trifft in jeder Sekunde auch immer den perfekten Ton. Ich war sicherlich auch emotionalisiert in dieser Zeit.“

Zur wirtschaftlichen Situation des Landes meinte der Kanzler: „Ich bin, was das Jahr 2020 betrifft, sowohl was unsere Wirtschaftskraft als auch was das Budget betrifft eher pessimistisch.“ Steuererhöhungen würde es im nächsten Jahr trotzdem garantiert nicht geben: „Das kann ich ausschließen, weil das wäre der absolut falsche Weg. Unser Ziel muss es sein, dass wir die Steuerlast senken, um den Konsum anzukurbeln und wirtschaftlich wieder die Stärke zurück zu gewinnen, die wir in Österreich hatten.“ Hunderte „Beschwerden, Vorschläge, Wünsche“ würden ihn täglich erreichen, auch von Unternehmer/innen, Wirt/innen, Künstler/innen in seinem Bekanntenkreis: „Ich versuche ihnen Mut zu machen. Was Trost spenden kann und auch mir manchmal hilft, wenn der Druck besonders groß ist:
innezuhalten und zu überlegen, wie die Situation in anderen Teilen der Welt ist.“ Zuletzt erreichte Kurz der Appell der Ryanair-Tochter „Laudamotion“, nach den gescheiterten KV-Verhandlungen die Wien-Basis von „Laudamotion“ zu retten. Sebastian Kurz dazu im Gespräch mit Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl: „Die Gehaltsverhandlungen sind in Österreich keine Aufgabe der Politik, sondern der Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Seite. Ich habe aber unseren Staatssekretär Magnus Brunner, der auch für diesen Bereich der Luftfahrt zuständig ist, gebeten, mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Seite zu sprechen.“ In jedem Fall würde erst nach Erforschung eines Medikaments und/oder eines Impfstoffes, so Kurz, „die Lage wieder so sein, wie sie vor der Krise war.“ Bis zu einem Jahr, so der Regierungschef, könne nach Expertenmeinung der Impfstoff noch dauern. Er selber würde sich gleich impfen lassen, jedoch: „Es gibt in Österreich keine Impfplicht und wir werden auch keine einführen. Aber ich sag schon dazu, viele Krankheiten sind deshalb ausgerottet worden, weil viele Menschen bereit waren, sich impfen zu lassen.“

Der Bundeskanzler erzählte auch von seinen persönlichen Erfahrungen in der Corona-Zeit: „Jeder kann einen Beitrag leisten – Abstand halten. Ich selber weiß, dass das herausfordernd ist. Ich war unlängst mit einem Freund laufen. Wir sind gestartet mit einem breiten Sicherheitsabstand. Als es zum ersten Mal eng geworden ist, haben wir uns dabei ertappt, dass wir viel zu nahe beisammen waren und sind wieder auseinandergerückt. Es ist ein ständiges Bemühen.“ Immerhin habe der 33-jährige Politiker seine Eltern „jetzt erstmals wieder gesehen, wir haben in Niederösterreich gegrillt.“ Zu Plänen – genauso wie Finanzminister Gernot Blümel – Vater zu werden, meinte Kurz: „Der Zeitpunkt rückt näher“. In jedem Fall sei seine Beziehung mit Susanne Thier während den Corona-Wochen und trotz oftmaliger 20-Stunden-Artbeitstage im Bundeskanzleramt keiner Belastungsprobe ausgesetzt gewesen: „Unsere Beziehung ist was das betrifft relativ gut erprobt.“

Die Konsequenzen seiner Corona-Maßnahmen, die Kurz immer mehr kritische Stimmen bescheren, will er in Relation gesetzt wissen. Auf die Frage, ob er nicht fürchtet, dass die Bewältigung der Gesundheitskrise schneller vergessen sein wird und er als Bundeskanzler, der Österreich in eine der größten Wirtschaftskrisen des Landes geführt hat, in den Geschichtsbüchern stehen wird, sagt Kurz auf Ö3: „Hier würde ich bitten ein bisschen über unsere Grenzen hinauszuschauen. Unserer Wirtschaft geht es ja nicht schlecht, wegen des Lockdowns oder weil irgendjemand in Österreich etwas falsch gemacht hätte, sondern weil wir gerade mitten in der größten Weltwirtschaftskrise seit dem zweiten Weltkrieg sind.“

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