Ausgezeichnet: Caritas und Raiffeisen NÖ-Wien vergeben Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis 2022

Soraya Pechtl (Falter), Matthias Däuble (Ö1), Vanessa Böttcher (ORF2), Stefan Melichar, Michael Nikbakhsh, Ola Westerberg und Sebastian Pumberger (Profil) mit Hauptpreisen ausgezeichnet

Wien (OTS) Dienstagabend wurde der Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis zum 19. Mal vergeben. Der Preis, der im Sinne des Lebenswerkes von Prälat Leopold Ungar von der Caritas der Erzdiözese Wien und Raiffeisen NÖ-Wien vergeben wird, wurde in der Brunnenpassage und via Livestream verliehen. Die Auswahl der prämierten Arbeiten oblag auch heuer einer unabhängigen Jury – bestehend aus Roland Machatschke (Juryvorsitzender), Susanne Scholl, Andrea Puschl-Schliefnig, Ingrid Brodnig, Florian Klenk, Cornelia Krebs und Irene Brickner. Klaus Schwertner, gf. Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, beglückwünschte die Preisträger*innen: „Als Caritas sind wir seit ziemlich genau 100 Jahren so etwas wie ein Seismograph in der Gesellschaft. Und wir sehen an vielen Orten: Die Not nimmt aktuell in Folge der Krisen zu. Corona, die Teuerungen, der Krieg in der Ukraine – all das lässt den Druck steigen. Die Journalist*innen, deren Arbeiten heute ausgezeichnet werden, geben Menschen in Not ein Gesicht. Und sie tun dies unter herausfordernden Vorzeichen: Die Digitalisierung birgt nebst den oft zitierten Chancen auch Gefahren für Demokratie und Gesellschaft. Wir erleben einen tiefgreifenden Strukturwandel der Öffentlichkeit. Und die Antwort auf diesen Wandel muss mehr Journalismus sein – mehr Einordnung, mehr Differenzierung und Grautöne dort, wo Social-Media nur Schwarz oder Weiß zulassen. Mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis wollen wir deshalb einen Beitrag leisten, um den öffentlichen Diskurs, um Dialog und somit den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu stärken.“

Auch heuer wieder wird das Preisgeld von Raiffeisen NÖ-Wien bereitgestellt. „Raiffeisen NÖ-Wien engagiert sich auf Basis der eigenen Werte und aus Überzeugung für zahlreiche gesellschaftliche Bereiche“, so Michael Rab, Vorstandsdirektor von Raiffeisen NÖ-Wien und ergänzt: „Diesem Anspruch werden wir etwa mit der Unterstützung des Prälat-Leopold-Ungar-Preises gerecht. Neben einem deutlichen Zeichen der Wertschätzung gegenüber dem heimischen Qualitätsjournalismus, soll die Auszeichnung auch Ansporn für Journalistinnen und Journalisten dafür sein, auch weiterhin ihre Kraft in diese wichtige Arbeit zu investieren.“

ORF-Satiriker und Kabarettist Peter Klien widmete sich in seiner Festrede den aktuellen Geschehnissen im Medienbetrieb: „Mehr Transparenz und weniger Macht der Parteien – das sollten wir gemeinsam anstreben. Begleitet von einem Journalismus, der nicht die Verhaberung sucht. Wo man dem Gegenüber nicht nur auf die Schulter klopft, sondern auch einmal auf die Finger. Wo nicht ständig rote Linien überschritten werden. Oder türkise. Blaue. Und neuerdings auch grüne. Wissen Sie, welches Buch hierzulande fehlt? ‚Zen in der Kunst von Nähe und Distanz‘. Ich würde es allzu gerne schreiben. Aber damit verdient man nichts. In unserem wunderschönen Land würde es vermutlich kaum dreistellige Verkaufszahlen erlangen.“ Und weiter: „Aber Bücher schreiben, die keiner liest – das kann ich mir nicht leisten. Genauso wie sich kein Verlag leisten kann, Medien auf den Markt zu bringen, die defizitär agieren. Es ist halt letztlich schon auch wahr: Wer unabhängig berichten will, muss auch finanziell unabhängig sein. Nur was die Sache schwerer macht: Die Medienbranche ist derzeit in großem Umbruch. Und wer wirtschaftlich auf wackeligen Beinen steht, der steht es oft moralisch leider auch. Dann ist man vielleicht anfälliger für die Verlockungen der Inseratenkorruption, mit der die Politik die Medien ködert. Nichtssagende Inserate, die von Bundesländern oder Bundesregierung beliebig verteilt werden – den Braven viel, den Schlimmen wenig. ‚Nach Gutsherrenart‘, wie es immer wieder heißt. Ich würde sagen: so wie jemand, der sich mit geborgtem Geld recht reich benimmt!“

Die Hauptpreisträger*innen 2022

Der Hauptpreis in der Kategorie Print ergeht heuer an Soraya Pechtl für zwei Arbeiten, die in der Wochenzeitung Falter erschienen sind. „In ‚Gib mir 10 Minuten‘ beleuchtet die Autorin das Innenleben eines Start-Ups, das sich das Liefern von Lebensmitteln via App zur Aufgabe gemacht hat. In verdeckter Recherche zeichnet Pechtl das Bild eines digitalen Businessmodells, das ohne analoges Dienstleistungsprekariat nicht auszukommen scheint – ohne Urlaubsgeld, Krankenstand und Maximalstundenzahl. Für Investoren ein erhofftes Milliardengeschäft, für jene, die in die Pedale treten meist nicht mehr als ein neues Tagelöhnertum“, so die Jury. Die zweite Arbeit Pechtls, die mit dem Prälat-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet wird, trägt den Namen „Die Abzocke im Altersheim“. „Sie handelt davon, was passieren kann, wenn Pflege zur Geschäftsidee mutiert. Teils demente Pflegepatient*innen wurden vor die Tür der Seniorenresidenz Josefstadt gesetzt, eine Pflegeabteilung wurde offensichtlich mangels Rentabilität geschlossen, nur die gesunden Kund*innen durften bleiben. Pechtls wochenlange Spurensuche führte nach Veröffentlichung der Geschichte zu einer Anzeige bei der Wiener Baupolizei“, lautet die Begründung der Jury.

Der Hauptpreis in der Kategorie Fernsehen geht dieses Jahr an Vanessa Böttcher für „Ukraine – Die Wahrheit unter den Trümmern“ für das ORF Weltjournal. Die Jurybegründung im Wortlaut: „Russland führt den Krieg gegen den Nachbarn auf alle nur möglichen verbrecherischen Arten und Weisen. Die Kriegsverbrechen, die russische Truppen in der Ukraine begehen, bleiben aber nicht unentdeckt. Sie werden untersucht und an die Öffentlichkeit gebracht. Vanessa Böttcher ist den Spuren dieser Verbrechen mit großer Empathie und gleichzeitig großer journalistischer Genauigkeit nachgegangen! Ihr Bericht darüber sollte überall dort gezeigt werden, wo immer noch darüber diskutiert wird, wer hier die Täter sind!“

Der Hauptpreis in der Kategorie Online/Multimedia ging heuer an die Profil-Journalisten Stefan Melichar, Michael Nikbakhsh und Sebastian Pumberger, die gemeinsam mit dem schwedischen Investigativ-Journalisten Ola Westerberg „Öl, Blut, Gier – Die Akte OMV-Sudan“ verfasst haben. Das Jury-Urteil im Wortlaut: Sie enthüllt, wie skrupellos sich Ölkonzerne an Leid und Tod in Afrika bereicherten – darunter die OMV. Auf Basis Tausender Aktenseiten wird ein tiefer Einblick in die Rolle des heimischen Ölkonzerns gewährt, die er einst im südsudanesischen Bürgerkriegsgebiet gespielt hat. Der Artikel zeichnet sich durch eine beharrliche Recherche aus, an deren Beginn es noch höchst ungewiss war, ob sich neue Erkenntnisse gewinnen lassen. Ein Paradebeispiel für investigativen Journalismus.“

In der Kategorie Radio wurde die Reportage „Octavian will helfen“ von Matthias Däuble für ausgezeichnet. Gesendet wurde sie in der Reihe Ö1-Reihe Moment. „Octavian lebt mit seiner Familie in Breitenfurt bei Wien und ist Kleintransporteur. Geboren wurde er in Moldawien, heute Republik Moldau, Nachbarland der Ukraine. Nur acht Tage nach dem Überfall bricht Octavian zu einer 1.000 Kilometer langen Fahrt an die rumänisch-ukrainische Grenze auf. Geladen hat er Medikamente, Verbandszeug und andere Hilfsgüter, die er und das Wiener Reparatur- und Servicezentrum RUSZ gesammelt haben. Mit Mikrofon und Aufnahmegerät begleitet ihn Matthias Däuble, der sich mit ihm am Lenkrad abwechselt. Die Aufnahmen aus diesen 33 Stunden bilden die Grundlage einer packenden Reportage der privaten Hilfsbereitschaft in einer Ausnahmesituation“, so die Jurybegründung.

Die Anerkennungspreisträger*innen 2022

Die Anerkennungspreise wurden heuer in der Kategorie Print an Lisa Kreutzer („Schwer gefragt (mit Eugenia Seleznova)“, „Hafeez rennt“, „Die Anspruchslosen“ für Tagebuch), Lisa Breit („Mama, Papa, es ist aus!“ für Der Standard) und Clemens Neuhold („Viktor Orbán und Soldat Mosasa“ für Profil) vergeben. In der Kategorie TV wurden Rosa Lyon („Ein Jahr Taliban an der Macht in Afghanistan“, „Frauen in Afghanistan“, „Umstellung vom Kämpfen zum Regieren“ für ORF Zeit im Bild und ZiB2) und Ajda Sticker („Erklär mir, wie du lebst“ für ORF Heimat Fremde Heimat) mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Die Anerkennungen im Bereich Online/Multimedia gingen an Amra Duric („Wiener auf Jobsuche“; „20 Jahre Praxis, aber Wienerin soll um 1.200 Euro arbeiten“, „IT-Techniker sucht sechs Jahre einen Job“ für „Heute am Punkt“ der Tageszeitung Heute), an Laurin Lorenz und Christopher Lettner („Leben in der Schattengesellschaft: Ein Tag mit der obdachlosen Jana“ für DerStandard.at) und an Delna Antia-Tatic (für die Podcast-Reihe „Du bestimmst. Punkt.“). Juliane Nagiller („Das System 24-Stunden-Betreuung“ für Ö1 Radiokolleg), Veronika Zoidl und Julia Polczer („Die weiße Rose von Wien“ für Ö1 Hörbilder) und Miriam Steiner („Gegen seinen Krieg“ für Ö1 Moment) wurden in der Kategorie Hörfunk mit einem Anerkennungspreis prämiert.

Rückfragen & Kontakt:

Lisa Rieger, MA
stv. Pressesprecherin Caritas Erzdiözese Wien
0664/8294411
lisa.rieger@caritas-wien.at



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