AK Zangerl fordert von der Regierung mehr Dialogbereitschaft

Konstituierende Vollversammlung der Arbeiterkammer Tirol: Erwin Zangerl einstimmig zum Präsidenten gewählt.

Innsbruck (OTS) Die Arbeiterkammer Tirol hat eine neue Führung. Die von den Tiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Rahmen der AK Wahl bestellten neuen Kammerrätinnen und Kammerräte wählten für die kommende fünfjährige Funktionsperiode aus ihrer Mitte den Präsidenten, die Vizepräsidenten und den Vorstand. Dabei wurde Erwin Zangerl von der Vollversammlung einstimmig zum Präsidenten der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol gewählt.

Als Vizepräsidentin wählte die Vollversammlung Verena Steinlechner-Graziadei und zu weiteren Vizepräsidenten die Kammerräte Klaus Rainer und Christoph Stillebacher (alle Liste ERWIN ZANGERL aab-fcg).

Dem neuen AK Vorstand gehören neben dem Präsidenten und den drei Vizepräsidenten die Kammerrätinnen Tanja Rupprecht und Doris Bergmann, die Kammerräte Werner Salzburger und Gerhard Hödl (alle Liste ERWIN ZANGERL aab-fcg), die Kammerräte Dr. Stephan Bertel und Bernhard Höfler (beide Liste FSG) sowie Kammerrat LA Patrick Haslwanter (FPÖ) an.

In seinen Grußworten gratulierte Landeshauptmann Günther Platter dem neuen AK Präsidenten und unterstrich den Wert der Sozialpartnerschaft und die Leistungen der AK Tirol als wichtiges Schutzhaus für die Arbeitnehmer im Land. Es sei ein gewaltiges Zeichen, nach einem fulminanten Ergebnis bei der AK Wahl auch einstimmig gewählt zu werden, so der Landeshauptmann. „Das beweist, wie die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur AK und zur Politik des AK Präsidenten stehen“, sagte Platter und betonte, dass das eindeutige Ergebnis eine starke Basis für die kommenden Aufgaben darstellt.

Im Beisein zahlreicher weiterer Ehrengäste, unter ihnen LR Beate Palfrader sowie die Spitzen der Tiroler Sozialpartner mit WK Präsident Christoph Walser und ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth, erklärte der neu gewählte AK Präsident Erwin Zangerl in seiner Antrittsrede, dass es jetzt gelte, alle Kräfte im Land zu bündeln und in einer wirtschaftlich guten Periode den arbeitenden und den arbeitsuchenden Menschen als Interessenvertretung den Rücken zu stärken.

Zangerl appellierte an das Land und die Sozialpartner, einen Weg des gerechten Verteilens der Mittel zu finden. „Es darf in unserem Land niemand allein gelassen werden. Die Menschen brauchen soziale Sicherheit und wirtschaftliche Perspektiven. Es muss wieder möglich gemacht werden, dass sich Tirols Arbeitnehmer-Familien Eigentum schaffen können. Wir haben als größte Interessenvertretung unsere Vorschläge für eine gute Zukunft am Arbeitsplatz, bei Leben und Wohnen mehrfach deponiert und sind bereit, gemeinsam mit dem Land und den Sozialpartnern die richtigen Maßnahmen mitzutragen.“

Konkret meinte der AK Präsident: „Wenn Tirols Arbeitnehmer mancherorts mehr als die Hälfte ihres Einkommens allein für das Wohnen hinblättern müssen und gleichzeitig jedoch monatlich um mehrere hundert Euro weniger verdienen als ihre Kollegen in anderen Bundesländern, dann stimmt das System nicht mehr. Beim Thema Wohnen erwarten wir uns, dass die von der Landesregierung angekündigten Maßnahmen – trotz mancher Egoismen einzelner Kleingruppen – umgesetzt werden. Die Stichworte dazu: Soziale Wohnbau-Offensive, Bau eines Studenten Campus und Aktivierung von Bauland, notfalls auch mit Eingriffen.“

Gleichzeitig kündigte der AK Präsident auch einen verstärkten Einsatz für eine gerechtere Arbeitswelt und mehr qualitätsvolle Arbeitsplätze an. „Wir wollen auch gemeinsam mit den Gewerkschaften unseren Kampf gegen die durch nichts zu rechtfertigenden Einkommensunterschiede fortführen. Wir werden noch mehr Druck für die Gleichstellung von Mann und Frau machen, sowohl bei der Einkommensgerechtigkeit als auch bei den Aufstiegschancen. Diese Unterschiede sollten endlich überwunden werden. Es ist unfair, wenn Frauen heute immer noch bei gleichwertiger Arbeit um bis zu ein Drittel niedriger entlohnt werden als Männer. Es wird auch nötig sein, die Frage der Teilzeitarbeit offen zu diskutieren und zumindest Absicherungsmodelle für die drohende Pensionslücke der größtenteils weiblichen Beschäftigten zu finden. Außerdem muss Schluss sein, dass ältere Beschäftigte aus dem Arbeitsprozess herausgedrängt werden.“

Zangerl: „Unfair ist aber auch, dass immer noch rund 70 Millionen Überstunden pro Jahr nicht entlohnt werden. Da geht es auch um die Frage der Beweislastumkehr und um höhere Strafen für die schwarzen Schafe unter den Betrieben. Das müsste auch im Interesse der vielen anständigen Firmen liegen, die dadurch laufend Wettbewerbsnachteile erleiden. Aber auch die Themen Abschaffung der kalten Progression und Senkung der Lohnsteuer werden uns in den nächsten Monaten ebenso beschäftigen, wie die Sicherung unseres Sozialstaats.“

Im Bereich Bildung mahnt der AK Präsident Reformen ein: „Viel zu sehr hängt noch immer der Schulerfolg der Kinder von der Brieftasche der Eltern ab. Aber genau hier muss angesetzt werden, denn eine gute Berufsausbildung und die richtige Qualifikation dafür sind die besten Rezepte für höhere Einkommen der Beschäftigten und gegen den so oft beklagten Facharbeitermangel.“

Der AK Präsident verwies in seiner Antrittsrede nachdrücklich auf die Unverzichtbarkeit der Arbeiterkammer als Vertreterin und Anwältin der Interessen der Arbeitnehmerschaft. „Wir haben aus der AK Tirol ein Schutzhaus für die arbeitende Bevölkerung in allen Bezirken gemacht. Wir können stolz auf die hohe Akzeptanz sein, die die AK genießt. Die Menschen wissen, auch wenn sie uns gerade nicht brauchen, wie wichtig und hilfreich die Arbeiterkammer als eine solidarische Gemeinschaft aller ist. Wir müssen vor allem den jungen Menschen vor Augen führen, dass diese Einrichtung keine Selbstverständlichkeit ist. Die gesetzliche Mitgliedschaft und der solidarische Beitrag aller AK Mitglieder – im Schnitt 7 Euro im Monat – sichert die Unabhängigkeit der Arbeitnehmervertretung, eine gesetzliche Interessen- und Standesvertretung, für deren Einrichtung die Gewerkschaften und unsere Vorväter vor 100 Jahren hart gekämpft haben. Trotz oder gerade wegen der neoliberalen Strömungen auf Bundesebene wissen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, welchen Schutz und welche Leistungen sie von uns erwarten können. Das Bessere ist der Feind des Guten. Unser Auftrag heißt daher: Wir müssen besser und nicht billiger werden. In diesem Sinne werden wir unsere Zukunftsprogramm als Extra-Leistung für die AK Mitglieder in den Bereichen Digitalisierung, Wohnen und Gesundheit in den nächsten Monaten konsequent umsetzen. Ich warne vor möglichen Überlegungen von Türkis-Blau, die AK Umlage zu kürzen, um die AK zu schwächen. Wir werden eine solche Vorgehensweise nicht akzeptieren und wissen die Mitglieder auf unserer Seite. Weniger Mittel heißt weniger Leistung, und das wollen die Menschen nicht, höchstens die Politik.

Unser Zukunftsprogramm ist die Antwort auf eine Vorgabe der Regierung, die von den Kammern Effizienzsteigerungsmaßnahmen gefordert hat. Die AK hat pünktlich geliefert. Das AK Zukunftsprogramm bringt den Mitgliedern mehr Leistungen zum gleichen Beitrag. Eine Kürzung der AK Beiträge hätte die gegenteilige Wirkung – also weniger Beratung, weniger Vertretung und in Folge weniger Rechte für die Beschäftigten. Das Zukunftsprogramm ist aber auch eine Aufforderung an Regierung und Wirtschaft, den Leistungen und den Anliegen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmermehr Respekt entgegenzubringen. Denn sie sind es, die unser Land am Laufen halten. Der wirtschaftliche Erfolg unseres Landes ist der Erfolg seiner Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“, so der AK Präsident.

Zangerl abschließend: „Wir werden auch in Zukunft unsere Stimme erheben, wenn es um berechtigte Anliegen der arbeitenden Bevölkerung geht. Es geht um den Respekt gegenüber den Leistungen und um den gerechten Anteil der Arbeitnehmerschaft am erwirtschafteten Vermögen, es geht um gleiche Rechte und soziale Gerechtigkeit, es geht aber auch um eine Rückkehr zu einer vernünftigen Politik des Dialogs und des Miteinanders, und keine Politik, bei der nur das Recht des Stärkeren gilt. Die Arbeitnehmer-Familien suchen den Ausgleich und keine Konflikte, sie sind es leid, dass ihre Interessen zu oft nicht berücksichtigt werden.“

Rückfragen & Kontakt:

Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol, Pressestelle
Dir.-Stv. Dr. Elmar Schiffkorn
0512/5340 – 1280
elmar.schiffkorn@ak-tirol.com



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